Gürtelrose: Ursachen, Online-Diagnose & Therapie durch Hautärzte

Die Gürtelrose (Herpes Zoster) stellt mit ihrem typischen gürtelförmigen Hautausschlag eine nicht zu unterschätzende Virusinfektion dar. Sie ist stets die Folge einer Windpocken-Erkrankung, die oft bereits Jahre zuvor durchgemacht wurde. Auslöser für Herpes Zoster ist meist ein schwaches Immunsystem. Dieser Fachartikel erklärt alles Wissenswerte über Wesen, Verlauf und Therapiemethoden. Eine fachärztliche Online-Diagnose ist über unsere Startseite durch Hautärzte aus Heidelberg möglich.

Was ist Gürtelrose?
Ursachen
Symptome & Verlauf
Behandlung
Komplikationen
Zoster-Impfung

Was versteht man unter Gürtelrose?

Herpes Zoster, umgangssprachlich auch als Gürtelrose, Kopfrose oder Gesichtsrose bezeichnet, ist eine viral verursachte Erkrankung. Als Hautausschlag erstreckt sie sich streifenförmig über eine ganz Körperseite und geht mit großflächigen Blasen sowie dem intensiven Gefühl von Schmerzen einher. Ursache ist die Ausbreitung einer Nervenstrang-Entzündung auf das umliegende Hautgewebe als zeitverzögerte Reaktion auf eine Windpocken-Infektion durch das Varicella-Zoster Virus. Dieser Erreger entstammt der Gattung der Herpes-Viren und gilt als der Verursacher von Windpocken (Varizellen). Diese Kinderkrankheit ging durch die Einführung der Windpocken-Impfung in ihrer Erscheinungshäufigkeit stark zurück. Mit zunehmendem Alter, bei Stress oder einem geschwächten Immunsystem können sich nun jene Viren, die sich bereits in bestimmte Rückenmarks- und Gehirnnerven zurückgezogen hatten, neuerlich vermehren. Die Erreger wandern die Nervenstränge entlang und dringen durch die Haut nach außen. Im Einzugsbereich jener Nervengebilde, die den Viren als Aufenthaltsort dienten, tritt dann Gürtelrose auf. Die Krankheit zieht je nach Ausprägung und Schwere ihres Verlaufes verschiedene Körperregionen, das Gesicht, die Augen oder auch das Gehirn in Mitleidenschaft.

Ursachen & Übertragung von Gürtelrose

Der erste Kontakt mit dem Varicella-Zoster-Virus erfolgt beim Menschen im allgemeinen über den Ausbruch der Windpocken. Die äußerst ansteckenden Erreger werden durch Einatmen von Exspirationströpfchen oder über den Kontakt mit Gegenständen oder Körperflächen, die infizierte Ausatmungs-Tröpfchen enthalten, übertragen (Schmierinfektion). Voraussetzung dafür ist, dass die Erreger, die an der Luft nur etwa zehn Minuten infektiös sind, sofort über die Schleimhäute in Mund, Nase oder Augen der betroffenen Person gelangen. Aber auch der Kontakt mit den virushaltigen Bläschen des Hautausschlags sowie mit Speichel und Tränenflüssigkeit von infizierten Personen kann zu einer Ansteckung führen. Dem gegenüber wurden sogenannte diaplazentare Übertragungen des Varicella-Zoster-Virus durch Schwangere auf den Embryo bisher kaum beobachtet. Wenn man auch nach einer überstandenen Windpocken-Erkrankung gegen den Erreger lebenslang immun ist, so verbleibt das Virus dennoch im Körper und kann Jahre später in Form von Herpes Zoster (Gürtelrose) wieder zum Leben erweckt werden.

Mögliche Auslöser für eine Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus in Form von Herpes Zoster:

  • Intensiver Stress
  • Ein eventuell altersbedingt defizitäres körpereigenes Abwehrsystem
  • Die Einnahme immunsystemhemmender Medikamente (etwa zur Verhinderung von Abstoßreaktionen nach einer Organtransplantation)
  • Traumatische Erlebnisse oder Schockzustände
  • Einwirkung von UV-Strahlen, z.B. nach Sonnenbrand (selten)

Wichtig: Auch bei dem Krankheitsbild der Gürtelrose besteht akute Ansteckungsgefahr, wenn der Erreger auch nicht mehr annähernd so aggressiv ist, wie im Windpocken-Stadium.

Symptome und Krankheitsverlauf bei Herpes Zoster

Die ersten Anzeichen einer Gürtelrose (Prodromalstadium) ähneln jener einer Grippe: Apathie, Lustlosigkeit und eventuell leichtes Fieber. Danach tritt die Krankheit in ihre latente Phase ein, es kommt zu einer Entzündung des Nervengewebes. Damit geht eine Reaktivierung der nach der Windpocken-Infektion in den Spinalganglien (Nervenknoten innerhalb des Wirbelkanals) verbliebenen Varizella-Zoster-Viren einher. Die Wiederbelebung dieser Erreger führt zu einer Entzündung in jenem Hautsegment, welches durch den infizierten Nervenstrang versorgt wird, was das für Herpes Zoster typische Brennen der Haut zur Folge hat. Die Symptome sind jedoch stets auf jenen Hautsektor begrenzt, welcher vom betroffenen Rückenmarks- bzw. Gehirnnerv versorgt wird. In diesem Bereich kann nun das für eine Gürtelrose charakteristische Erscheinungsbild beobachtet werden: Bläschen auf gerötetem Grund, die manchmal die Form von Rosetten annehmen und eine wasserklare, infektiöse Flüssigkeit enthalten. Ein paar Tage später trüben die Bläschen ein, platzen auf und verkrusten, oft bleiben kleine Narben oder gelb-braun verfärbte Hautstellen zurück.

Bis sämtliche Symptome der Erkrankung abgeklungen sind, kann es bis zu einem Monat dauern. Verfügt der Patient über eine geschwächte Immunabwehr, kommt es mitunter im befallenen Hautsektor über Monate hinweg zu Hautveränderungen und wiederkehrender Bläschenbildung. Als Folgeerscheinung von Herpes Zoster können auch bei Patienten mit einem intakten Immunsystem über lange Zeit hinweg neurologisch bedingte Beschwerden auftreten.

Therapie der Gürtelrose

Bei der Behandlung einer Gürtelrose geht es in erster Linie darum, Symptome – vor allem Schmerzen – zu lindern und die Infektion wirksam zu bekämpfen. Auf diese Weise soll einem Vormarsch des neu erstarkten Varicella-Zoster-Virus im Körper des Patienten ein Riegel vorgeschoben werden. Hier gilt: Je früher die Erkrankung diagnostiziert werden kann, desto besser sind die Heilungschancen. So ist eine effektive Therapie vor allem auf das Frühstadium von Herpes Zoster beschränkt. In dieser Phase treten zwar bereits grippeähnliche Symptome auf, aber das Virus gibt sich durch seine typische Wundrose noch nicht zu erkennen. In diesem Stadium der Krankheit ist die Ausbreitung der Erreger im Körper des Patienten noch nicht zu weit fortgeschritten, sodass eine Behandlung mit den oral zu verabreichenden Medikamenten Brivudin, Aciclovir, oder Famciclovir durchaus Erfolg verspricht. Brivudin-Tabletten bieten dabei den Vorteil, dass sie aufgrund ihrer höheren Wirksamkeit lediglich einmal pro Tag eingenommen werden müssen. Die medikamentöse Therapie, die ein bis zwei Tage nach dem Auftreten der ersten Symptome beginnen sollte, sorgt für eine raschere Abheilung der Wundflächen und eine Rückbildung der Bläschen.

Bei einer bestehenden Schwäche des Immunsystems oder für den Fall, dass andere Organe, beispielsweise Augen, Ohren oder Rückenmark, durch die Erkrankung bereits in Mitleidenschaft gezogen worden sind, ist eine möglichst frühzeitige Therapie mit Virostatika angezeigt. Je nach Lage des Einzelfalles kommen dabei unter Umständen intravenöse Gaben von Aciclovir zum Einsatz. Bei Patienten mit herabgesetztem Immunsystem ist in derartigen Fällen eine Erhöhung der Medikamentendosis in Erwägung zu ziehen.

Begleitende Schmerztherapie

Bei der Therapie einer Gürtelrose ist die begleitende Verabreichung wirksamer schmerzbekämpfender Arzneimittel (z.B. Paracetamol) über das gesamte Stadium der Krankheit hinweg von elementarer Bedeutung. Spricht der Patient darauf nicht oder nur unzureichend an, werden Schmerzpflaster oder andere lokalanästhetische Anwendungen bzw. Präparate eingesetzt. Unterstützend können dehydrierende und antiseptische Lösungen auf die betroffenen Körperstellen des Herpes Zoster-Patienten aufgetragen werden. Durch eine wirksame schmerztherapeutische Behandlung wird die Lebensqualität des Patienten erhöht und das Risiko einer postzosterischen Neuralgie (Fortdauer der Schmerzen nach Ausheilung der Gürtelrose) maßgeblich reduziert.

Komplikationen der Gürtelrose bei Erwachsenen

Ein schwerwiegender Verlauf der Gürtelrose wird eher selten beobachtet. So bilden sich die bei bis zu 20% der Betroffenen auftretenden Erscheinungsbilder einer Nervenlähmung im Regelfall bei medikamentöser Behandlung wieder zurück. Eine allfällige bakterielle Infektion der von Herpes Zoster betroffenen Hautpartien ist mit Antibiotika medizinisch gut beherrschbar. Neben den bei einer Gürtelrose meistens in Mitleidenschaft gezogenen Nerven der Lenden- und Brustwirbelsäule sowie – vor allem bei älteren Patienten – des Gesichts sind auch andere Körperpartien, wie Beine, Arme, Rücken oder Kopf vor dem Varicella-Zoster-Virus nicht sicher. Patienten mit einem derartigen Befund sprechen aber im Regelfall auf eine Therapie mit Virostatika gut an.

Auch ein Krankheitsverlauf, welcher einen Befall der Augen (Zoster ophthalmicus) oder Ohren (Zoster oticus) einschließt, ist bei leichtem bis mittlerem Schweregrad dem Bereich der medizinischen Norm zuzuordnen und entsprechend erfolgreich behandelbar. Allerdings kann beispielsweise ein gravierender Verlauf von Zoster oticus bis zu einer partialen Gesichtslähmung führen.

Augenbeteiligung und geschwächtes Immunsystem

Problematisch wird die Situation, wenn Hornhaut, Iris oder gar der Sehnerv des Auges von der Herpes Zoster-Infektion betroffen sind. In diesem Fall kann es vor allem im medikamentös unbehandelten Verlauf zu bleibenden Sehstörungen kommen, die bis zur Erblindung führen können. Sind Hirnnerven involviert, was beispielsweise durch eine parallel zum Verlauf der Gürtelrose eintretende Kombination von Hirnhaut- und Gehirnentzündung (Meningitis und Enzephalitis) verursacht werden kann, sind trotz medizinischer Behandlung lebensgefährliche Komplikationen, wie etwa ein multiples Organversagen, nicht auszuschließen. Gleiches gilt für den Fall, dass sich das Virus – etwa aufgrund einer Immunschwäche des Patienten – bereits über die gesamte Haut sowie die inneren Organe ausgebreitet hat. Grundsätzlich erfolgt die Umsetzung einer komplikationsorientierten medikamentösen Behandlungs-Strategie in den meisten Fällen mit Hilfe des auch bei AIDS-Erkrankungen eingesetzten Medikaments Aciclovir, welches in der Regel intravenös verabreicht wird.

Augenbeteiligung bei Herpes Zoster Infektion

Augenbeteiligung bei Herpes Zoster Infektion

Komplikationen der Gürtelrose bei Kindern und Jugendlichen

Bei Kindern und Jugendlichen nimmt Herpes Zoster im allgemeinen einen harmlosen Verlauf und heilt fast immer vollständig aus, postneuralgische Beschwerden treten selten auf. Bei Erwachsenen kann eine Gürtelrose je nach Grad der Nervenentzündung sowie der individuellen Schmerzempfindlichkeit des Patienten unterschiedlich starke Schmerzen verursachen. Diese werden als postzosterische Neuralgie (PZN) bzw. in der einschlägigen Literatur auch als postherpetische Neuralgie (PHN) bezeichnet. Derartige Beschwerden können Monate oder Jahre, im schlimmsten Fall sogar lebenslang, nach Ausheilung der Erkrankung weiterbestehen. Nicht selten lassen die Herpes Zoster-typischen Bläschen nach ihrer Rückbildung Narben sowie eine veränderte Pigmentierung der umgebenden Hautfläche zurück, was allerdings keine Komplikation im medizinischen Sinn darstellt. Umfassend erweiterte und komplexe Befunde, welche den Einsatz notfallmedizinischer Maßnahmen erforderlich machen können, betreffen meist nur Patienten mit einer ausgeprägten Immunschwäche. In diesen Fällen kann eine Gürtelrose zu einer massiven Entzündung des Rückenmarks (Zoster-Myelitis), zu Hirngewebs- und Hirnhautentzündungen (Zoster-Enzephalitis & Zoster-Meningitis) sowie zu Lähmungserscheinungen peripherer Nervenstränge führen.

Prävention & Impfung der Gürtelrose

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am deutschen Robert Koch-Institut empfiehlt seit dem Jahr 2004 für alle Kinder die Verabreichung einer Immunisierung gegen Windpocken. Diese schützt zwar wirksam vor einer Ansteckung mit Windpocken, jedoch nicht vor einer eventuell später auftretenden Gürtelrose. Allerdings ist in diesem Fall die Gefahr einer Infektion mit Herpes Zoster gegenüber nicht windpocken-geimpften Personen wesentlich geringer, sollte dennoch eine Gürtelroseauftreten, nimmt diese meist einen wesentlich milderen Verlauf.

Weiterentwicklung der Impfstoffe

Spezialisten schaffen mit ihren Forschungen die Grundlagen für die Entwicklung geeigneter Impfstoffe gegen Herpes Zoster. So stehen bundesweit bereits zwei behördlich zugelassene Immunisierungs-Varianten für Personen ab dem vollendeten 50. Lebensjahr zur Verfügung. Beide Impfungen setzen auf einer überstandenen Windpocken-Erkrankung oder einer im Kindesalter erhaltenen Windpocken-Immunisierung auf. Sie verfolgen das Ziel, einen erneuten Ausbruch des Varicella-Zoster-Virus und somit eine Gürtelrose zu verhindern. Neben dem bereits vor einigen Jahren freigegebenen Lebend-Impfstoff Zostavax, der einmalig intravenös verabreicht wird, ist seit dem Frühjahr 2018 ein weiterer Impfstoff verfügbar. Es handelt sich dabei um einen Totimpfstoff mit Wirkverstärker namens Shingrix, der zweimal im Intervall von 2 Monaten in den Muskel injiziert wird. Medizinisch gesehen handelt es sich dabei um eine sogenannte rekombinante Subunit-Immunisierung. Mit dieser kann auch bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem eine erhöhte Resistenzbereitschaft des Körpers gegen das Herpes Zoster-Virus hervorgerufen werden.

Kostenübernahme der Zoster-Impfung

Bis dato (Stand Januar 2019) existiert allerdings noch keine Entscheidung des gemeinsamen Bundesausschusses zur Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenversicherungsträger. Die Krankenkassen sind daher derzeit nicht verpflichtet, die Kosten für eine Immunisierung zu übernehmen. Auch wird die Verabreichung des Herpes-Zoster Lebend-Impfstoffes Zostavax von der Ständigen Impfkommission der Ärzteschaft (STIKO) derzeit nicht als Standardprophylaxe gegen Gürtelrose empfohlen. Stattdessen rät die Kommission zu einer Immunisierung mit dem klassifizierten Totimpfstoff Shingrix. Dies gilt für gesunde Menschen ab dem sechzigsten Lebensjahr sowie für Personen mit einem erhöhten gesundheitlichen Gefährdungsprofil bzw. bei bestehender Immunsuppression oder -defizienz ab einem Alter von 50 Jahren. Der Impfstoff wurde Anfang 2018 zugelassen, Studien konnten eine Wirksamkeit von über 90% bei der Personengruppe ab 50 Jahren nachweisen. Auch ist diese Immunisierungs-Variante in der Lage, die Anzahl hoch komplikativer Fälle von Post-Zoster-Neuralgie entscheidend zu reduzieren.

Impfstoff Zostavax

Dem gegenüber kann der zwar zugelassene, aber nicht von der STIKO empfohlene Impfstoff Zostavax nachweislich etwa 50% der Erkrankungen verhindern sowie postzosterische Beschwerden um rund 66% reduzieren. Auch belegen in den USA durchgeführte Studien, wo Zostavax seit Mai 2006 am Markt ist, dass Herpes Zoster bei einem dagegen geimpften Menschen im Vergleich zum nicht geimpften Fall meist einen deutlich abgemilderten Verlauf nimmt. Eine besondere Risikogruppe stellen dabei schwangere Frauen dar. Bei dieser Personengruppe kann eine Windpocken-Infektion oder das Auftreten einer Gürtelrose während der Gravidität zu Entwicklungsstörungen beim Embryo führen. Erfolg der Ausbruch der Windpocken bei der Mutter in den letzten Tagen vor der Geburt, besteht akute Lebensgefahr für das ungeborene Kind.