Neurodermitis – Ursachen, Symptome, Verlauf und Behandlung

Neurodermitis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Haut, die starken Juckreiz sowie Hautveränderungen hervorruft. Ärzte und Mediziner benutzen allerdings die Bezeichnungen atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem (s. Begriffserklärung). Dieser Fachartikel beschreibt mögliche Ursachen, Anzeichen und Therapien. Eine individuelle Beratung durch Hautfachärzte aus Heidelberg ist darüber hinaus online über unsere Startseite möglich.

Neurodermitis an den Füßen eines Kleinkinds.

Was ist Neurodermitis?
Ursachen
Symptome
Diagnose
Behandlung
Komplikationen
Zusammenfassung

Was versteht man unter Neurodermitis?

Es juckt, es schuppt, es sorgt für trockene und gerötete Haut – und betrifft leider besonders häufig die Kleinsten. Die Rede ist vom atopischen Ekzem oder der Neurodermitis. In Deutschland sind etwa 10 bis 13 Prozent aller Kinder und 2 bis 3 Prozent aller Erwachsenen davon betroffen. Sie tritt vorwiegend an den Knie- und Armbeugen, an den Händen und im Nacken auf. Neurodermitis ist zwar nicht ansteckend, dafür aber chronisch entzündlich und trotz zahlreicher Therapiemethoden nicht vollständig heilbar.

Bei Patienten, die unter dem atopischen Ekzem leiden, ist die schützende Funktion der Haut stark reduziert. Physische Reizungen oder Chemikalien wie Wasch- und Putzmittel greifen die Haut an und führen leicht zu Entzündungen. Die Krankheit tritt sehr oft bei Säuglingen und Kleinkindern auf. Sie äußert sich sehr typisch in Schüben, die von Phasen ohne Beschwerden abgelöst werden.

In den meisten Fällen bessert sich das Ekzem bis zur Einschulung oder heilt im Laufe der Pubertät. Deshalb sind Erwachsene weniger betroffen. Eine gewisse Sensibilität bleibt jedoch bestehen. Manche Patienten leiden später unter Asthma oder Heuschnupfen, und auch die Trockenheit der Haut benötigt verstärkte Aufmerksamkeit und Pflege.

Ursachen für Neurodermitis

Die Ursachen für das atopische Ekzem sind bis heute nur teilweise geklärt und deuten auf ein Zusammentreffen unterschiedlicher Faktoren hin. Eine wichtige Rolle spielt die genetische Veranlagung. Die Hautstruktur ist verändert und vermindert die Barrierefunktion des größten Organs, so dass normalerweise harmlose Reize zu Überreaktionen führen. Auch Allergien, Infektionen oder psychischer Stress können Auslöser sein.

Familiäre Ursachen

Die Forschung hat mittlerweile eine Reihe von Genen indentifiziert, die für die Entstehung von Neurodermitis mitverantwortlich sind. Diese Gene senken die Schutzfunktion der Haut und bringen das Gleichgewicht des Immunsystems durcheinander. Deshalb erkranken 60 bis 70 Prozent der Kinder von Eltern, die unter einer Atopie leiden, mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls daran.

Grundsätzlich macht die erbliche Veranlagung selbst noch nicht krank, sorgt aber für eine hohe Anfälligkeit. Durch bestimmte Umwelteinflüsse und durch ein Zusammenspiel unterschiedlicher Mechanismen kann es schließlich zu einem Ausbruch der Krankheit kommen.

Krankheitsauslösende Faktoren und Mechanismen

Nach heutigen Erkenntnissen handelt es sich bei Neurodermitis um eine hochkomplexe Erkrankung. Sie beruht ursächlich auf einer genetisch bedingten, fehlerhaften Schutzfunktion der Haut. Bei den betroffenen Patienten fehlen bestimmte notwendige Proteine. Deshalb wird ihre Hornschicht nicht richtig aufgebaut. Die Haut trocknet schneller aus und reagiert negativ auf Einflüsse von außen.

Es kommt im Anschluss zu leichten Entzündungen und Juckreiz, Symptomen, die durch Kratzen noch verstärkt werden. Die geschwächte Schutzfunktion ist verantwortlich für massive Angriffe auf das Immunsystem durch Substanzen wie Pollen, Tierhaare oder Kot von Hausstaubmilben. Tritt nun eine Sensibilisierung ein, produziert das Immunsystem Abwehrstoffe – die so genannten Immunglobuline – um diese Antigene zu bekämpfen. Sobald dieses Stadium eingetreten ist, können auch für gesunde Menschen harmlose Stoffe zu Reaktionen führen.

In der Fachwelt wird angenommen, dass eine solche Fehlfunktion teilweise auf eine übertriebene Hygiene zurückzuführen ist. Die keimarme Umwelt vor allem in der westlichen Welt unterfordert das körpereigene Immunsystem, das sich deshalb auf andere Ziele richtet.

Einflüsse und Auslöser für Neurodermitis

Lange Zeit wurden hauptsächlich psychische Faktoren für das atopische Ekzem verantwortlich gemacht. Das hat durchaus seine Berechtigung, denn die Neurodermitis und ihre Symptome stehen mit dem jeweiligen psychischen Zustand in einer Wechselbeziehung. Zum einen kann Stress die Erkrankung verschlimmern. Zum anderen sind die auftretenden Erscheinungsbilder wie Rötung, Schuppung und das Nässen der Haut sowie der Juckreiz seelisch stark belastend. Allerdings sind Mediziner davon abgerückt, eine gestörte Eltern-Kind-Beziehung oder eine spezifische Veranlagung zur Neurodermitis als Ursache für dieses Krankheitsbild heranzuziehen.

Es lassen sich aber zahlreiche Faktoren auflisten, die einen Schub der Neurodermitis auslösen können. Dazu zählen unter anderem:

  • Vorgänge, die zum Austrocknen der Haut führen, beispielsweise übertriebenes Waschen
  • Allergene, die entweder auf die Haut gelangen, eingeatmet oder mit der Nahrung (Kuhmilch, Weizen, Soja etc.) verzehrt werden
  • Stoffe, die die Haut irritieren (Reinigungsmittel, Inhaltsstoffe von Kosmetika, Kleidung aus Wolle)
  • mikrobielle Allergene wie Pilze, Bakterien und Viren, die sich bei bereits vorhandener Neurodermitis auf der Haut niederlassen
  • klimatische Bedingungen wie extreme Trockenheit, Kälte oder feuchte Schwüle
  • Umweltverschmutzung und Umweltgifte wie Abgase, Tabakrauch, Ozon u.a.
  • Stress und psychische Belastungen

Symptome beim atopischen Ekzem

Bei einem Neurodermitis-Schub verändert sich die Haut auf vielfältige Weise. Typischerweise treten folgende Symptome auf:

  • eine allgemein trockene Haut, die sich an unterschiedlichen Stellen rötet und entzündet und zu starkem Juckreiz führt
  • Verdickungen und Vergröberungen von Hautflächen (Lichenifikation)
  • kleine Knoten und Pusteln

Je nach Alter des Patienten treten die Symptome an unterschiedlichen Körperteilen auf. Beim Säugling finden sich Rötungen und eine eventuelle Krustenbildung vor allem am Kopf – häufig als Milchschorf bezeichnet. Weitere betroffene Partien sind das Gesicht sowie die Beugefalten und Außenseiten der Arme und Beine.

Bei Kleinkindern und Jugendlichen sind meist die Gelenkbeugen, die Hände und Handgelenke sowie der Nacken betroffen. Typisch sind hier eine dickere, gröbere Haut und Verkrustungen. Ähnlich sieht es bei Erwachsenen aus, wobei noch sehr stark juckende Hautknötchen hinzukommen.

Über alle Altersgruppen hinweg äußert sich das atopische Ekzem grundsätzlich durch starken Juckreiz. Dieser kann den ganzen Tag über auftreten und verschlimmert sich häufig noch in den Abendstunden und in der Nacht. Betroffene neigen zu deutlichen Schlafstörungen und in der Folge zu Konzentrationsschwächen am Tage, was den Leidensdruck noch einmal erhöht.

Zusätzlich auftretende Komplikationen

Ein weiteres Problem besteht darin, dass ein nässendes und zerkratztes Ekzem von außen kommenden Keimen Tür und Tor öffnet. Infektionen mit Viren wie Herpes, Bakterien wie Staphylokokken oder Pilzen sind deshalb bei Neurodermitis-Patienten nicht selten.

Staphylokokken verursachen starkes Nässen, Pusteln, gelbliche Krusten, eventuell auch Schwellungen der Lymphknoten und Fieber. Herpes äußert sich durch seine typischen Bläschen auf der geröteten Haut sowie ebenfalls Lymphknotenschwellungen und Fieber. Bei solchen Anzeichen sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden, da diese Komplikationen in seltenen Fällen lebensgefährlich werden können.

Für Pilzinfektionen sind vor allem Hefepilze verantwortlich. Sie verstärken das atopische Ekzem vor allem am Kopf und im Nacken, rufen Rötungen, Schuppungen und starken Juckreiz hervor.

Die Diagnose von Neurodermitis

Da auch andere Hautkrankheiten trotz unterschiedlicher Ursachen ähnliche Symptome hervorrufen, kann eine Diagnose der Neurodermitis nur durch einen Arzt erfolgen. Die wichtigsten Hinweise auf eine Erkrankung mit dem atopischen Ekzem sind:

  • Beginn der Erkrankung in einem frühen Lebensalter
  • eine dem Alter entsprechende Ausprägung und Ausbreitung auf den typischen Körperstellen mit starkem Juckreiz
  • der schubweise Verlauf
  • weitere atopische Krankheitsbilder beim Betroffenen und bei nahen Verwandten

Atopie-Merkmale

Patienten mit atopischen Erkrankungen zeigen häufig bestimmte Merkmale, die bei einer Diagnose berücksichtigt werden sollten, darunter:

  • eine trockene Haut
  • dunkle Haut im Augenbereich
  • eine „Dennie-Morgan-Falte“, das ist eine doppelte Lidfalte unter den Augen
  • ausgedünnte seitliche Augenbrauen (Hertoghe-Zeichen)
  • eine Neigung zu Einrissen an den Ohren und Mundwinkeln
  • weißer Dermographismus; streicht man bei atopischen Patienten mit einem Holzspatel über die Haut, entsteht eine weiße statt einer roten Linie

Allergietests während der Diagnose

Es ist unter Mediziner bekannt, dass allergische Reaktionen ein atopisches Ekzem sowohl auslösen als auch fördern können. Gerade bei Neurodermitis-Patienten zeigen sich häufig deutlich höhere Werte des Immunglobulins E, das bei allergischen Reaktionen eine bedeutende Rolle spielt.

Deshalb machen Allergietests während der Diagnose Sinn, um herauszufinden, ob der Patient auf Nahrungsmittel- oder Inhalationsallergene im Blut reagiert. Dazu zählt auch der Prick-Test. Hierbei ritzt der behandelnde Arzt dem Betroffenen geringe Mengen an Allergenen in die Haut. Nach etwa 15 Minuten erfolgt eine Überprüfung der Reaktion. Allerdings beweist dieser Test lediglich eine mögliche empfindliche Reaktion auf Allergene, nicht jedoch, ob dadurch das atopische Ekzem beeinflusst wird.

Wichtig ist, dass solche Provokationstests ausschließlich von einem Arzt und keinesfalls auf eigene Faust durchgeführt werden sollten. Es könnte sonst durchaus zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.

Behandlungsmaßnahmen bei Neurodermitis

Leider ist es so, dass die Veranlagung für ein atopisches Ekzem das ganze Leben über bestehen bleibt. Eine vollständige Heilung ist Stand heute nicht zu erwarten. Eine Neurodermitis-Behandlung kann lediglich die Symptome beseitigen oder lindern bzw. die symptomfreien Zeiten verlängern. Ein einziges Medikament oder eine einzige Maßnahme reichen dafür nicht aus. Deshalb müssen bei der Therapie verschiedene Elemente ausprobiert werden und zur Anwendung kommen. Dazu zählen:

  • geeignete Vermeidungsstrategien
  • eine Basispflege
  • die Behandlung des Juckreizes, um Kratzen zu verringern
  • antientzündliche Maßnahmen
  • vorbeugende Maßnahmen und Behandlungen gegen mögliche Infektionen
  • eine Immuntherapie oder Hyposensibilisierung in bestimmten Fällen
  • eventuelle komplementär- oder alternativmedizinische Maßnahmen
  • intensive Schulungen der Patienten

Arzt und Patient – bei Säuglingen und Kleinkindern die Eltern – sollten ein individuelles, auf den Betroffenen zugeschnittenes Konzept entwickeln. Nur so ist das atopische Ekzem zu kontrollieren und in den Griff zu bekommen. Auf diese Weise lässt sich für jede Situation eine geeignete Maßnahme bestimmen und entsprechend durchführen.

Geeignete Vermeidungsstrategien

Einige Einflüsse, die die Symptome der Neurodermitis befördern, wurden oben bereits angesprochen. Dazu zählen bestimmte Nahrungsmittel, Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Reinigungs- und Waschmittel oder Kleidungsstoffe. Diese Liste lässt sich noch um viele Faktoren erweitern. Deshalb ist es schwierig, einen oder mehrere Auslöser exakt zu definieren. Ist dies jedoch geschehen, können entsprechende Vermeidungsstrategien (Karenzen) auf den Weg gebracht werden.

Wer Wolle nicht verträgt, kann auf Baumwolle und andere glatte Textilien zurückgreifen. Herkömmliche Wasch- und Reinigungsmittel lassen sich durch Produkte ohne hautreizende Inhaltsstoffe ersetzen. Nahrungsmittel mit Konservierungsstoffen und Geschmacksverstärkern sind zu meiden, ebenso solche, die bei dem Betroffenen Allergien auslösen. Letzteres ist aber nur angezeigt, wenn die Allergie durch einen Arzt mit einem Provokationstest festgestellt wurde. Der Verzicht auf bestimmte Nahrung oder einseitige Diäten ohne sichere Diagnose schaden mehr, als dass sie nutzen.

Bei einer Allergie gegen Milben hilft es, Teppiche, Vorhänge und andere staubfangende Textilien zu entfernen oder häufiger zu reinigen. Bettwäsche und Matratzen können mit milbendichten Materialien (Encasings) umhüllt werden. Sie verhindern einen Kontakt mit den Ausscheidungen der Tiere.

Für Pollenallergiker ist die Situation schwieriger. Sie können sich allenfalls in pollenarme Regionen, etwa an die See oder in höhere Berglagen, zurückziehen. Zumindest sollten sie diese als Urlaubsziele wählen, wenn ihre Ferien in die Pollensaison fallen. Daheim hilft es, die Fenster so oft wie möglich geschlossen zu halten. Auch eine tägliche Haarwäsche ist zu empfehlen, da sie dort festgesetzte Pollen herausspült.

Die Basispflege bei einem atopischen Ekzem

Für die Hautpflege sollten Neurodermitis-Patienten auf feuchtigkeitsspendende und rückfettende Produkte achten, die frei von Duft- und Konservierungsstoffen sind. Oft lassen sich dadurch die symptomfreien Zeiten verlängern. Auf Öle sollte verzichtet werden, da sie nur schwer in die Haut einziehen. Besser geeignet sind Salben und Cremes ohne Wirkstoffe, eventuell mit Zusätzen von Harnstoffen, da diese die Hautfeuchtigkeit binden. Der Harnstoffanteil darf für Erwachsene etwa 5 bis 10 % betragen, für Kinder jedoch lediglich 2 bis maximal 4 %.

Die Frage nach dem bevorzugten Gebrauch einer Creme oder einer Salbe ist nicht pauschal zu beantworten. Sie richtet sich nach dem Alter des Patienten, den betroffenen Körperpartien, deren Hautzustand sowie der Jahreszeit. Als Faustregel gilt hier, dass ein Pflegemittel desto mehr Fett enthalten darf, je besser der aktuelle Hautzustand ist. Bei entzündeter, stark juckender Haut sollte auf Mittel mit hohem Wasseranteil zurückgegriffen werden, da dessen Verdunstung Beschwerden und Symptome abschwächt.

Als günstig hat sich auch der so genannte fett-feuchte Verband erwiesen. Dieser setzt sich zusammen aus einer Lage fetthaltiger Salbe, auf die zuerst ein feuchter und anschließend ein trockener Verband folgt. Für das Gesicht kommen am besten wässrige Pflegemittel zur Anwendung, zur Hautreinigung pH-neutrale und seifenfreie Produkte. Bei Vollbädern ist für Neurodermitis-Patienten eine nicht zu hohe Wassertemperatur empfehlenswert (etwa 34 °C), da diese als angenehmer empfunden werden. Hier können spreitende Öle als Badezusatz angewendet werden, die die Haut mit einem dünnen Film überziehen. Danach sollte der Körper aber nicht mehr abgeduscht werden.

Details zur Basispflege sollten zwischen Arzt und Betroffenen im oben erwähnten Konzept bzw. im weiteren Verlauf der Behandlung geklärt werden.

Maßnahmen gegen den Juckreiz

Zu den größten Qualen bei einem atopischen Ekzem gehört der ständige Juckreiz während eines Neurodermitis-Schubs. Dies führt leicht zu einem Teufelskreislauf. Denn durch Kratzen wird die Haut noch weiter beansprucht und geschädigt, es kommt zu Entzündungen und stärkerem Jucken. Dessen Behandlung ist deshalb besonders wichtig, um das Kratzen am atopischen Ekzem zu verhindern.

Zunächst sollte man feuchte Umschläge ausprobieren, die beispielsweise mit gerbenden Wirkstoffen getränkt sind. Hier können auch Umschläge mit schwarzem Tee oder kommerzielle Produkte verwendet werden. Unter Umständen helfen Produkte mit Polidocanol, einem lokal betäubenden Wirkstoff, der den Juckreiz abschwächt, und mit Harnstoffsubstanzen kombiniert werden kann.

Ein weiteres Mittel sind Antihistaminika zur oralen Aufnahme, die vom behandelnden Arzt verschrieben werden können. Sie verhindern – allerdings nicht bei allen Patienten – dass die Abwehrzellen den Botenstoff Histamin freisetzen, der den Juckreiz befördert. Früher häufig verwendete Produkte, die Steinkohleteer enthalten, werden heute nur noch sehr selten verordnet, da sie krebsfördernde Eigenschaften besitzen. Sie sollten auf gar keinen Fall bei Kindern oder auf empfindlichen Hautpartien wie Gesicht oder Genitalien angewendet werden.

Antientzündliche Maßnahmen beim atopischen Ekzem

Gegen die Entzündungen beim atopischen Ekzem gibt es verschiedene Medikamente (Glukokortikosteroide, Calcineurin-Inhibitoren, Dupilumab), die das Leiden mindern. Auch eine gezielte Bestrahlung mit UV-Licht kann in bestimmten Fällen helfen.

Glukokortikosteroide

Die Wirkstoffe der Glukokortikosteroide gehören zu den bedeutendsten Entzündungshemmern, die beim atopischen Ekzem Anwendung finden. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden sie meist als Kortison bezeichnet. Die Medikamente kommen entweder als Salbe oder Creme zur Anwendung, bei schweren Neurodermitis-Schüben für kurze Phasen auch als Tabletten.

In der Bevölkerung besteht eine große Skepsis gegenüber Kortison-Präparaten, obwohl ihre positive Wirkung bei Neurodermitis bekannt ist. Das liegt daran, dass sie – vor allem die in der Vergangenheit gängigen Substanzen – zum Teil heftige Nebenwirkungen auslösen können. Moderne Glukokortikosteroide weisen jedoch ein deutlich besseres Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko auf. Trotzdem kann eine längere Anwendung zu einer Hautverdünnung und anderen Hautveränderungen führen.

Zur Behandlung von schweren Schüben und zur Intervalltherapie sind Glukokortikosteroide aber weiterhin die erste Wahl, um die Beschwerden zu lindern. Die Intervalltherapie sieht eine Anwendung in Abständen vor, beispielsweise zweimal pro Woche. Eine tägliche Behandlung hat zu unterbleiben. Auch sollten besonders dünne Hautpartien mit atopischem Ekzem allenfalls kurzfristig mit diesen Medikamenten versorgt werden.

Calcineurin-Inhibitoren

Als Alternative bzw. als Ergänzung zu Kortison-Präparaten haben sich seit einigen Jahren so genannte Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus und Pimecrolimus bewährt. Der größte Vorteil dieser Wirkstoffe ist, dass sie auch bei langfristiger Anwendung die Haut von Neurodermitis-Patienten nicht ausdünnen. Trotzdem sind sie nicht frei von Nebenwirkungen. Der Juckreiz beispielsweise kann für kurze Zeit verstärkt auftreten. Deshalb werden sie vor allem dann verordnet, wenn für die Ekzem-Behandlung keine Glukokortikosteroide in Frage kommen. Für Kinder unter zwei Jahren mit atopischem Ekzem sind Calcineurin-Inhibitoren nicht zugelassen.

Dupilumab

Dupilumab ist das jüngste Medikament zur Therapie von mittelschweren bis schweren Neurodermitis-Erkrankungen. Es gehört zur Gruppe der Biologikas, ist erst seit dem Jahr 2017 auf dem Markt und nur für Erwachsene erhältlich. Seine spezifische Wirkung beruht darauf, dass es die Bildung von Entzündungsstoffen hemmt. Patienten mit atopischem Ekzem spritzen sich Dupilumab in einem zweiwöchentlichen Rhythmus selbst. Es kommt immer dann zur Anwendung, wenn eine lokale Behandlung der Neurodermitis nicht ausreichend ist. Allgemein ist dieses Medikament gut verträglich. Es kann allerdings bei rund 5 bis 15 % der Nutzer zu leichten Reizungen oder Entzündungen an den Augen kommen.

UV-Licht

In manchen Fällen von atopischem Ekzem kann eine Bestrahlung mit UV-Licht als antientzündliche Therapie zur Anwendung kommen. Sie sollte jedoch nur nach Vorgabe und Anordnung eines Arztes erfolgen. Die Behandlung ist insofern eingeschränkt, dass nur UV-Licht mit bestimmten Wellenlängen – UVA und UVB – genutzt werden darf. Auf eine gleichzeitige Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen, muss verzichtet werden.

Für Kinder unter 12 Jahren kommt die Bestrahlung überhaupt nicht oder nur in Ausnahmefällen in Frage. Denn genauso wie das normale Sonnenlicht kann auch UV-Licht als Therapie das Risiko für die Entartung von Hautzellen erhöhen. Zudem gilt für Kinder grundsätzlich ein gesteigertes Risiko für UV-Strahlen. Ihr Körper ist noch nicht voll entwickelt und sie haben eine längere Lebenszeit vor sich als Erwachsene.

Vorbeugung und Behandlung möglicher Infektionen bei Neurodermitis

Patienten mit atopischem Ekzem leiden nicht nur unter der eigentlichen Erkrankung. Ihre Haut ist vor allem an entzündeten Partien häufig ein beliebter Siedlungsplatz für Bakterien vom Typ Staphylococcus aureus. Diese Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte tragen nicht unwesentlich dazu bei, dass sich Entzündungen immer wieder einstellen.

Lokal angewendete Antiseptika haben durch ihre antibakteriellen Wirkstoffe einen wohltuenden Einfluss auf die entzündete Haut. Allerdings sollten sie nicht langfristig, sondern nur vorübergehend genutzt werden. Dies gilt ähnlich auch für Kleidungsstücke und Textilien, die mit einer Silberbeschichtung versehen sind. Das Edelmetall hat eine bakterizide Wirkung und kann zu einer Verminderung der Keime auf der Haut führen.

Leidet ein Neurodermitis-Patient unter einem großflächigen Ekzem mit Hinweisen auf eine Infektion, kann der Arzt ein Antibiotikum zur Einnahme verschreiben. Cremes oder Salben mit antibiotischer Wirkung sollten hingegen gar nicht oder nur punktuell unter sorgfältiger medizinischer Aufsicht zum Einsatz kommen. Denn es besteht dabei sowohl die Gefahr von Resistenzentwicklungen als auch von Kontaktallergien gegen die enthaltenen Substanzen.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn ein Ekzem mit Herpes-Viren infiziert wird, da dies schwer wiegende Folgen nach sich ziehen kann. Sobald ein solcher Verdacht auftritt, sollten Neurodermitis-Patienten ihren Arzt aufsuchen, da die Viren sich auf entzündeten Partien schnell ausbreiten können. Es gibt aber seit einiger Zeit antivirale Substanzen, mit denen sich ein befallenes Ekzem gut behandeln lässt.

Hyposensibilisierung als spezifische Immuntherapie

Bei gleichzeitigem Auftreten von atopischem Ekzem und einer Allergie gegen Pollen oder Hausstaubmilben besteht die Möglichkeit einer Hyposensibilisierung. Mit diesem Verfahren lassen sich die Symptome an Augen und Nase bekämpfen.

Bei einer solchen spezifischen Immuntherapie wird das Abwehrsystem in mehreren Schritten an das auslösende Allergen gewöhnt. Dazu spritzt der Arzt zunächst kleine Mengen der in Frage kommenden Substanz. Der Neurodermitis-Patient bleibt danach unter Aufsicht, da eine allergische Reaktion in der Regel innerhalb von maximal 30 Minuten auftritt. So kann er im Notfall sofort versorgt werden. In der Folge werden die Mengen der Substanz langsam gesteigert, bis die Hyposensibilisierung abgeschlossen ist. Mittlerweile gibt es Immuntherapien in Tablettenform, allerdings wurde bisher nicht untersucht, ob sie auch beim atopischen Ekzem positive Wirkungen haben.

Komplementär- und alternativmedizinische Methoden bei Neurodermitis

Viele Patienten mit atopischem Ekzem oder die Eltern von betroffenen Kindern sträuben sich gegen etablierte Behandlungsmethoden bei Neurodermitis. Manchen ist es zu mühselig, oft über lange Zeiträume Cremes und Salben anzuwenden. Andere haben Bedenken gegen die Medikamente und ihre eventuellen Nebenwirkungen.

Sie wenden sich deshalb komplementär- und alternativmedizinischen Behandlungsmethoden zu. Dazu zählen beispielsweise homöopathische Verfahren oder Therapien aus der traditionellen chinesischen Medizin wie Akupunktur.

Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, gibt es keine gesicherten Belege für deren Wirksamkeit, gelegentlich allerdings Hinweise. Hier muss sich jeder Einzelne selbst entscheiden. Sicher ist jedoch, dass die Krankenkassen in Deutschland solche Therapien nicht bezahlen. Deshalb sollten Betroffene sich ausreichend über Ziel und Dauer sowie die Kosten informieren.

Es gibt Ratschläge zur Behandlung mit Substanzen wie Nachtkerzen-, Borretsch- oder Fischöl, die Gammalinolensäure oder essenzielle Fettsäuren enthalten. Sie sollten laut der aktuellen Richtlinie der Dermatologischen Fachgesellschaft bei atopischem Ekzem nicht befolgt werden.

Was Neurodermitis-Patienten selbst tun können

Leider verläuft eine Erkrankung am atopischen Ekzem häufig chronisch bzw. tritt immer wieder auf. Eine Standardtherapie, die bei jedem Betroffenen Erfolg hat, gibt es bis heute nicht. Im Gegenteil, jeder einzelne Patient muss abhängig von Schweregrad und Alter diagnostiziert und behandelt werden.

Dafür ist es dringend erforderlich, sich ausführlich über die Auslöser der Krankheit, eine angemessene Ernährung und regelmäßige Basispflege zu informieren. Dabei sind nicht nur die rein medizinischen Faktoren zu berücksichtigen, sondern auch psychologische und psychosoziale Auswirkungen. Nur so können Betroffene für den täglichen Umgang mit der Krankheit kompetent beraten werden.

Der behandelnde Arzt allein kann dies auf Grund von Zeitmangel im Praxisalltag nicht leisten. Es gibt aber zahlreiche Schulungen und Kurse für erkrankte Personen und Eltern mit betroffenen Kindern. Hier wird Wissen über das Krankheitsbild und mögliche Therapien vermittelt, über Allergene aufgeklärt und auf die Bedeutung von Diäten hingewiesen. Außerdem werden Techniken zur Entspannung und Bewältigung des Juckreizes gelehrt, um das besonders schädliche Kratzen zu verringern.

Verschiedene Studien haben ergeben, dass die Schulungen positiv auf Patienten wirken. Die Teilnehmer zeigen weniger Symptome auf der Haut, leiden nicht so stark unter Juckreiz und steigern ihre allgemeine Lebensqualität. Zudem lernen sie, sich an unterschiedliche Situationen anzupassen und selbstständig zu reagieren. Kontaktadressen für solche Kurse erhalten Betroffene eventuell beim Arzt, bei den Krankenkassen oder auch bei Selbsthilfegruppen.

Besonders wichtig ist es für jeden Einzelnen, die richtigen Strategien für den Alltag zu entwickeln. So erleben Erwachsene häufig eine Ausgrenzung durch ihre Mitmenschen, wenn diese die Symptome der Krankheit deutlich sehen. Oder Eltern müssen hilflos zusehen, wie ihr Kind sich fortlaufend an schon offenen Wunden kratzt und das Problem weiter verschlimmert. Jugendliche stehen vor der Berufswahl und müssen sich überlegen, welche Arbeit eventuell zu weiteren Belastungen der Haut führt. Von Tätigkeiten in der Kranken- und Altenpflege, als Maurer, Maler, Frisörin etc. ist deshalb abzuraten. In all diesen Fällen sind Hilfestellungen und Informationen nötig, die ganz individuell auf die jeweilige Person zugeschnitten sind.

Begriffsklärung

Die Bezeichnung Neurodermitis leitet sich aus den beiden griechischen Wörtern „neuron“ für Nerv und „derma“ für Haut ab. Die Endung „-itis“ kennzeichnet einen Entzündungsprozess. Der Begriff ist allerdings veraltet und inkorrekt. Früher nahm man an, dass die typischen Hautveränderungen durch eine Nervenentzündung hervorgerufen würden. Dies ist aber mittlerweile widerlegt. Trotzdem hält sich der Begriff hartnäckig im allgemeinen Sprachgebrauch. Mediziner ziehen als Fachtermini „atopisches Ekzem“ oder „atopische Dermatitis“ vor.

Kurze Zusammenfassung zum atopischen Ekzem

Neurodermitis – oder fachlich ausgedrückt: das atopische Ekzem bzw. die atopische Dermatitis – ist eine chronische und bisher nicht heilbare Erkrankung. Sie zeigt sich vor allem in Hautausschlägen mit starkem Juckreiz. Sie tritt häufig bereits im Säuglings- und Kindesalter auf, wobei sich Krankheitsschübe mit beschwerdefreien Phasen abwechseln. Die Ausschläge erscheinen je nach Lebensalter an Kopf, Nacken, Händen sowie an Außenseiten und in Beugefalten der Arme und Beine. Eine Standardbehandlung gibt es nicht, jeder Patient muss individuell therapiert werden. Zum Einsatz kommen dabei spezielle Salben und Cremes, manchmal UV-Bestrahlung sowie weitere unterstützende Medikamente bei besonders schweren Fällen. Die Patienten sind gefordert, auch in den symptomfreien Phasen für eine ausreichende Basispflege der Haut zu sorgen.