Verbrühungen der Haut – Verlauf, Symptome, Narbenbildung & Therapie

Verbrühungen und Verbrennungen der Haut treten fast immer unvorhergesehen auf. Die heiße Suppe, ein Unfall am Arbeitsplatz mit Elektrizität oder heißes Öl aus dem Fondue-Topf sind drei von vielen möglichen Ursachen. Eine ärztliche Behandlung ist bei schweren Verbrennungen immer notwendig, sagt unser Experte, Dr. Benjamin Durani, Hautfacharzt aus Heidelberg. Hier erfahren Sie mehr über die Diagnose, Behandlung und Heilungsaussichten von Verbrühungen und Verbrennungen 1. bis 4. Grades. Benötigen Sie eine individuelle Einschätzung von einem Hautfacharzt, können Sie über unsere Startseite auch ein Foto der betroffenen Hautstellen an einen Dermatologen schicken. Sie erhalten die Rückmeldung mit einer fundierten Einschätzung zügig.

Bild: Noch recht harmlos und ohne Narbe abheilend; eine Verbrühung ersten Grades.

Definition
↓ Häufigkeit
↓ Symptome
↓ Diagnose
↓ Behandlung
↓ Verlauf

Verbrühungen und Verbrennungen: Beschreibung

Bei der Verbrennung oder Verbrühung handelt es sich um eine akute Hautschädigung. Sie wird durch direkte äußere Hitzeeinwirkung hervorgerufen. Bei trockener Hitze spricht man von Verbrennungen. Werden die Hautschäden durch heiße Flüssigkeiten hervorgerufen, ist von einer Verbrühung die Rede. Bei der Einstufung in Grade (siehe unten) ist beim Begriff der Verbrennung immer die Verbrühung mitgemeint.

Sonderformen der Verbrennung sind die chemische Verbrennung die durch Einwirkungen von Chemikalien hervorgerufen wird, die elektrische Verbrennung durch Strom sowie die Strahlenverbrennung durch Einwirkung von UVA- und UVB-Strahlen. Dieser Typ der Verbrennung liegt beim Sonnenbrand vor.

Häufigkeit von Verbrennungen und Verbrühungen

Pro Jahr werden rund 350. 000 Menschen in Deutschland mit Verbrennungen und Verbrühungen von niedergelassenen Ärzten sowie in Kliniken behandelt. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 0,43 Prozent. Geringfügige Hautschädigungen ziehen nicht immer einen Arzt- oder Klinikbesuch nach sich. Sie sind in dieser Statistik nicht enthalten. Die tatsächliche Zahl aller Vorfälle liegt also vermutlich deutlich höher.

Die Schichten der Haut

DIe oberste Hautschicht heißt Oberhaut oder Epidermis. Diese äußere Hornschicht blockiert das Eindringen von Fremdstoffen und Mikroorganismen wie Bakterien. Darüber hinaus verhindert die Epidermis das Austrocknen des Körpers. Die äußersten Abwehrzellen des Immunsystems sind bis zum Übergang der Epidermis zu der darunter liegenden Lederhaut oder Dermis anzutreffen.

In der Lederhaut verlaufen Nerven und Muskelstränge. Darüber hinaus ist diese mittlere Hautschicht von Blutgefäßen durchzogen. Unter der Dermis liegt die innerste Hautschicht, die Subkutis. Sie enthält viele Fettzellen sowie größere Nervenstränge und Blutgefäße.

Symptome bei Verbrennung 1. Grades, 2. Grades, 3. Grades und 4. Grades

Je nachdem, wie tief die Verbrennung oder Verbrühung in die Haut hineinwirkt, spricht der Mediziner von einer Verbrennung 1. Grades, 2. Grades, 3. Grades oder 4. Grades. Die drei Hautschichten spielen eine entscheidende Rolle für die Klassifizierung. Je nachdem, welche Schicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind verschiedene Symptome, Behandlungen und Heilungschancen zu verzeichnen.

Verbrennung 1. Grades: Nur die Epidermis ist von der Verbrennung 1. Grades betroffen. Typische Symptome sind leichte Schmerzen von begrenzter Dauer, geringfügige Rötungen und leichte Schwellungen. Auch ohne Behandlung sind die Hautschäden vollständig reversibel. Die Symptome klingen im Normalfall in kurzer Zeit ab.

Verbrennung 2. Grades: Die Epidermis und die Dermis sind bei der Verbrennung 2. Grades betroffen. Blasen mit einem rot-weißen Grund bilden sich. Ist nur der obere Bereich der Dermis in Mitleidenschaft gezogen, spricht man von einer Verbrennung des Grades 2a. Sie ist besonders schmerzhaft. Die Symptome klingen ohne Narbenbildung ab. Bei der Verbrennung des Grades 2b ist auch der untere Bereich der Dermis betroffen. Die Schmerzen sind weniger stark. Bei der Abheilung kann es zur Narbenbildung kommen.

Verbrennung 3. Grades: Die Verbrennung 3. Grades betrifft die Epidermis, Dermis und Subkutis, also alle Schichten der Haut. Die Nervenenden werden ganz oder teilweise zerstört. Deshalb kommt es zu keinen oder nur geringfügigen Schmerzen. Dies sollte Sie nicht zu einer Unterschätzung der Verwundung verleiten oder sogar davon abhalten, zum Arzt zu gehen. Die entstandenen Hautschäden sind sehr ernst zu nehmen und irreversibel. Bei einer Verbrennung 3. Grades sind die Blasen schwarz-weiß.

Verbrennung 4. Grades: Die schwere Verbrennung 4. Grades betrifft alle Hautschichten sowie darunter liegendes Binde- und Muskelgewebe und auch Knochen. Die geschädigten Bereiche sind schwarz verkohlt. Es kommt zu keinen Schmerzen. Die Schäden sind irreversibel.

Diagnose von Verbrühungen und Verbrennungen

Die Diagnose einer Verbrühung oder Verbrennung ist aufgrund deutlich sichtbarer Schäden in der Regel leicht zu stellen und auch für Laien meist offensichtlich. Dem Hautarzt genügt die Blickdiagnose für eine erste Beurteilung. Dennoch wird der Arzt im Gespräch Fragen zu den Umständen und dem Unfallhergang stellen, sofern der Betroffene zur Beantwortung der Lage ist. So lassen sich zusätzliche Risiken einschätzen, zum Beispiel das Risiko einer zur Verbrennung hinzukommenden Vergiftung.

Behandlung von Verbrühungen und Verbrennungen

Die Behandlung einer Verbrühung oder Verbrennung kann abhängig vom Grad sehr unterschiedlich ausfallen. Ab dem Grad 2b ist die ärztliche Versorgung zwingend notwendig und oft mit dem Aufenthalt in einer Klinik verbunden.

Behandlung einer Verbrennung 1. Grades

Eine Verbrennung 1. Grades können Sie leicht selbst behandeln. Kühlen Sie die betroffenen Hautpartien kurz unter fließendem kaltem Wasser. Vermeiden Sie das andauernde Auflegen von Eisbeuteln. Dadurch entsteht kein weiterer heilender Effekt. Die Haut kann sogar zusätzlich zur Verbrennung oder Verbrühung einen Kälteschaden erleiden. Darüber hinaus können Sie eine kühlende Salbe auftragen.

Behandlung einer Verbrennung Grad 2a

Decken Sie bei einer Verbrennung des Grades 2a die betroffenen Hautareale mit einer sauberen Kompresse ab. Diese sollte sich in einer sterilen Verpackung befinden. Haben Sie keine Kompresse zur Hand, lässt sich ersatzweise ein sauberes Stofftaschentuch verwenden. Öffnen Sie Brandblasen nicht selbst mit spitzen Messern, Nadeln oder Scheren. Dadurch erhöhen Sie nur das Risiko einer Verunreinigung der Brand- oder Brühwunde. In der Folge kann sich die Wunde entzünden.

Verzichten Sie auch auf Hausmittel wie durchgeschnittene Kartoffeln oder Zwiebeln. Sie haben keinen nachweisbaren Effekt und erhöhen gleichfalls das Risiko einer Entzündung der Wunde. Gegen Schmerzen können Sie ein Schmerzmittel mit Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS) einnehmen.

Bei Menschen mit beeinträchtigter Wundheilung kann es ab dem Grad 2a leicht zu entzündlichen Reaktionen kommen, die behandelt werden müssen. Als Medikament für die äußere Anwendung sind antibakteriell wirkende Gels für die beschleunigte Wundheilung sinnvoll. Sie minimieren das Risiko einer lokalen Entzündung und wirken einer vorhandenen Entzündung entgegen.

Behandlung einer Verbrennung Grad 2b und höher

Der Verbrennungsgrad 2b oder höher ist wahrscheinlich, wenn Sie trotz deutlicher Symptome einer Verbrennung oder Verbrühung keine oder nur geringfügige Schmerzen spüren. Wenn Sie selbst betroffen und in der Lage sind, kontaktieren Sie bei einer Verbrennung ab dem Grad 2b umgehend einen Arzt oder Rettungsdienst.

Sind Sie Zeuge einer starken Verbrennung, bewahren Sie Ruhe, beseitigen Sie – sofern möglich – die Ursache der Verbrennung und leisten Sie Erste Hilfe. Entfernen Sie bei starken Verbrühungen Kleidungstücke, ohne diese über die Wunde zu ziehen. Verwenden Sie stattdessen eine Schere. Handelt es sich um eine Verbrennung, belassen Sie die Kleider am Körper. Die Textilien können bereits in das Körpergewebe eingebrannt sein.

Spülen Sie zugängliche Wunden kurz mit kaltem Wasser aus. Unterlassen Sie diesen Schritt, wenn es sich um eine chemische Verbrennung handelt. Decken Sie bei nicht chemischen Verbrennungen anschließend offene Wunden mit einer Kompresse, Mullbinden oder anderen nicht fusselnden sterilen Textilien ab.

Maßnahmen bei Bewusstlosigkeit

Ist der Betroffene infolge der Verbrennung oder Verbrühung bewusstlos, prüfen Sie zunächst den Puls. Können Sie keinen Puls feststellen, leiten Sie Wiederbelebungsversuche ein, bis der Notarzt eintrifft. Wenn der Betroffene noch ansprechbar und fähig ist, sich zu bewegen, hüllen Sie ihn in eine Decke. Dadurch verhindern oder lindern Sie Auskühlung. Achten Sie darauf, dass die Decke möglichst nicht mit den Wunden in Kontakt kommt.

Behandlung höhergradiger Verbrennungen in der Klinik

Bei der Behandlung höhergradiger Verbrennungen und Verbrühungen in einer Klinik ist eine Operation wahrscheinlich. Dabei wird abgestorbenes Gewebe entfernt und gesunde Haut transplantiert. Sind die Hautschäden zu großflächig für eine Transplantation, kommt oft „künstliche Haut“ zum Einsatz. Sie besteht aus einem bestimmten Typ von Hautzellen, den Keratinozyten, die auf einem Dermis-Ersatz im Labor kultiviert werden.

Infusionen gehören ebenfalls regelmäßig zur Behandlung schwerer Verbrennungen und Verbrühungen der Haut in einer Klinik. Sie dienen vor allem dazu, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, der durch die Wunde entstanden ist. Bei einem starken Abfall des Blutdrucks können auch Maßnahmen zur Stabilisierung des Kreislaufs notwendig werden.

Verbrennungen und Verbrühungen: Krankheitsverlauf und Heilungschancen

Die wichtigsten Faktoren, von denen die Heilungschancen beeinflusst werden, sind Tiefe und Ausdehnung der Verbrennung. Darüber hinaus spielen das Lebensalter der Patienten sowie eventuelle Vorerkrankungen und Organschäden eine große Rolle. Eine Verbrennung 2. Grades benötigt etwa acht bis neun Wochen für die Heilung. Kommt es bei der Behandlung zu Hauttransplantationen, sind neben bleibenden Narben auch Unregelmäßigkeiten des Teints wahrscheinlich. Ab einer Verbrennung Grad 2b, die eine Fläche von 15 Prozent der Haut oder mehr betrifft, können die Folgen lebensgefährlich sein.

Verbrennungen und Verbrühungen vorbeugen

Bei den meisten Fällen und Verbrühungen handelt es sich um Unfälle, die bei der Anwendung passender Präventionsmaßnahmen zu verhindern gewesen wären. Das gilt im hohen Maß für Elektroverbrennungen am Arbeitsplatz. Sie kommen bei Beachtung der relevanten Sicherheitsvorschriften und regelmäßigen Wartungen wesentlich seltener vor.

Strahlenverbrennungen (Sonnenbrand) beugen Sie durch geeignete Sonnenschutzprodukte und einer geringeren Sonnenexposition vor. Auch Verbrennungen und Verbrühungen im Haushalt lassen sich meist vermeiden. Achten Sie zum Beispiel darauf, dass Sie vor Elektroarbeiten mit Akkugeräten den Strom abstellen.

Rauchen im Bett gehört ebenfalls zu den Verhaltensweisen, die leicht zu vermeiden sind. Stellen Sie außerdem Herdplatten immer unmittelbar nach Gebrauch ab. Zum Schutz vor Verbrühungen bei kleineren Kindern ist es sinnvoll, Töpfe oder Kasserolen mit heißen Gerichten nicht unbeaufsichtigt auf dem Herd oder im Backofen zu lassen. Ein gegebenenfalls schwerwiegendes Risiko für Verbrühungen mit heißem Fett stellen unbeaufsichtigte Fondue-Töpfe dar.