Hirsutismus – Ursachen, Symptome, Online-Diagnose & Therapie

Wenn Frauen und Kinder plötzlich eine starke Behaarung an Stellen, die eigentlich für Männer typisch sind, aufweisen, könnte Hirsutismus vorliegen. Besonders bekannt ist hier der sogenannte Damenbart. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und zeigt, wie die Therapie aussieht. Eine Online-Beratung durch Hautärzte ist über unsere Startseite möglich.

Hirsutismus gibt es schon ewig, wie dieses historische Gemälde aus dem Jahre 1493 zeigt.

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Was ist Hirsutismus?

Hirsutismus bezeichnet die verstärkte Körperbehaarung bei Kindern und Frauen. Sie betrifft Stellen, die eher dem Behaarungsmuster von Männern entsprechen. Dazu gehören das Kinn, die Oberlippe, aber auch Wangen, der Rücken, der Bauch und die Oberarme. Häufig sind hormonelle Erkrankungen daran schuld. Manchmal verursachen jedoch auch Tumore den sogenannten Hirsutismus. Lässt sich keine Grunderkrankung finden, handelt es sich um den idiopathischen Hirsutismus. Er ist die Normalform der Erkrankung.

Bei dieser Erkrankung treten an Stelle der hellen und weichen Härchen, die normalerweise bei Kindern und Frauen zu finden sind, sehr dunkle und dicke Haare, sogenannte Terminalhaare, auf. Insbesondere bei jungen Mädchen und Frauen kann dies zu einem Verlust des Selbstwertgefühls führen, da Hänseleien und Spott die Folge sind. Gerade ein Damenbart ist vielen Betroffenen sehr peinlich. Sie versuchen, dem Problem mit einer regelmäßigen Rasur beizukommen, die jedoch nicht unbemerkt bleibt. Zu schnell bilden sich kleine Stoppeln, die wiederum auffallen.

Man unterscheidet zwischen Hirsutismus und Hypertrichose, die oft miteinander verwechselt werden. Bei einer Hypertrichose kommt es zu einer allgemeinen Vermehrung der Körperhaare. Die Gesichts- und Genitalbehaarung ist davon nicht besonders betroffen. Bei der Hypertrichose spielen auch, anders als beim Hirsutismus, Androgene keine große Rolle. Manchmal treten zusätzlich zum Hirsutismus weitere Symptome wie eine tieferwerbende Stimme, Zyklusstörungen, ein Abschlaffen der Brust, Glatzenbildung und eine Zunahme von Muskeln auf. In diesem Fall liegt eine sogenannte Vermännlichung (Virilisierung) vor. Sie wird durch die vermehrte Bildung von männlichen Sexualhormonen ausgelöst.

Was sind die Ursachen für Hirsutismus?

Es kann zahlreiche Ursachen für Hirsutismus geben. Dazu gehören hormonelle Probleme ebenso wie Tumorerkrankungen. Oft findet sich ein erhöhter Testosteronspiegel im Blut Betroffener. Viele Frauen entwickeln einen Hirsutismus bei hormonellen Umstellungen, wie sie zum Beispiel in der Pubertät, den Wechseljahren oder während einer Schwangerschaft üblich sind. Frauen, die dem dunklen Haar- und Hauttyp angehören, sind gefährdeter, an Hirsutismus zu erkranken als hellhäutige Frauen.

Idiopathischer Hirsutismus

90% aller Hirsutismusfälle sind idiopathisch. Das bedeutet, dass sich der übermäßige Haarwuchs nicht auf eine Grunderkrankung zurückführen lässt. Er beruht stattdessen zum Beispiel auf genetischer Veranlagung oder schlicht auf der Abstammung. Es wird vermutet, dass die Haarfolikel auf das Hormon Testosteron überaus empfindlich reagieren. Das kann auch dann der Fall sein, wenn der Testosteronspiegel eigentlich normal ist.

Hirsutismus aufgrund der Eierstöcke

Auch die Eierstöcke (Ovarien) können verantwortlich für diese Erkrankung sein. Sie sind bei Frauen auch tatsächlich die Hauptproduzenten für Testosteron. Sind ovarielle Gründe ursächlich für Hirsutismus, ist auch stets der Testosteronspiegel erhöht. Dies ist beispielsweise beim Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) der Fall. Dabei handelt es sich um eine sehr komplexe Funktionsstörung der Ovarien, die Fettleibigkeit, Zyklusstörungen und eben auch übermäßige Behaarung zur Folge hat. Der Eierstocktumor ist eine eher seltene Ursache dieser Erkrankung.

Hirsutismus aufgrund der Nebennieren

Auch die Nebennieren produzieren männliche Sexualhormone. Besteht eine Störung der Nebennieren, kann dies den freien Testosteronindex bzw. den Testosteronspiegel erhöhen. Die Folge ist eine starke Körperbehaarung. Beim sogenannten Adrenogenitalen Syndrom (AGS) liegt eine solche Störung vor. Das ist eine Stoffwechselerkrankung, die in den Nebennieren die Hormonproduktion stört, weshalb vermehrt Androgene produziert werden. Ebenso selten wie beim Eierstocktumor können auch Tumore der Nebennieren Ursache für die übermäßige Behaarung sein.

Hirsutismus aufgrund von Medikamenten

Haben Betroffene über einen langen Zeitraum bestimmte Medikamente konsumiert oder für eine gewisse Zeit eine Hochdosisbehandlung erhalten, kann sich auch hier eine solche Erkrankung entwickeln. Zu diesen Medikamenten gehören beispielsweise:

  • Anabolika (Muskelaufbaumittel)
  • Gestagene (weibliche Sexualhormone)
  • Androgene
  • ACTH (Nebennierenrinden-stimulierendes Hormon)
  • Minoxidil (Blutdrucksenker / Haarwuchsmittel)
  • Diazoxid (bei Unterzuckerung)
  • Glukokortikoide („Kortison“)
  • Ciclosporin (nach Transplantationen / bei Autoimmunerkrankungen)

Hirsutismus aus anderen Ursachen

Zusätzlich kann die Erkrankung auch aus anderen Gründen ausgelöst werden. Dazu zählt zum Beispiel die Akromegalie. Dabei handelt es sich um eine sehr seltene hormonelle Erkrankung, die zu einem Überschuss an Wachstumshormonen führt. Auch eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen wie Porphyrien kann die Ursache der Erkrankung sein. Darüber hinaus gilt Morbus Cushing als Auslöser. Hier findet eine übermäßige Produktion von ACTH, einem Hormon, statt, die durch einen Tumor der Hirnanhangdrüse ausgelöst wird. Ferner können neurologische Erkrankungen Grund für Hirsutismus sein.

Welche Symptome gibt es bei Hirsutismus?

Die Symptome der Erkrankung äußern sich immer in einem starken Haarwuchs, der oft plötzlich auftritt. Treten zusätzlich weitere männliche Veränderungen auf, ist die Abklärung durch einen Arzt zwingend erforderlich. Dazu gehört nicht nur eine plötzlich tiefere Stimme, sondern auch eine Vergrößerung der Klitoris.

Die typischen Symptome treten häufig auch dann auf, wenn die Betroffenen unter Adipositas, Osteoporose oder dem metabolischen Syndrom leiden.

Wie erfolgt die Diagnose auf Hirsutismus?

Wie in solchen Fällen üblich, wird der Arzt zunächst die vollständige Krankengeschichte erheben (Anamnese). Betroffene sollten möglichst genau sagen können, wann die männliche Behaarung genau eingesetzt hat. Ebenso wichtig ist es, zu erwähnen, ob weitere weibliche Familienmitglieder betroffen sind. Vorliegende Grunderkrankungen, Medikamenteneinnahme und weitere plötzliche Veränderungen runden das Bild ab.

Bestehen weitere Anzeichen dafür, dass eine Vermännlichung eintritt, muss der Arzt auch darüber informiert werden. Bei einer tieferen Stimme kann er feststellen, ob der Kehlkopf größer geworden ist. Auch eine plötzlich auftretende, starke Vergrößerung der Klitoris (Klitorishypertrophie) oder eine ausbleibende Regelblutung sollten nicht unerwähnt bleiben. Nur so kann die Diagnose schnell gestellt und die richtige Therapie eingeleitet werden. Nach der Anamnese erfolgt eine körperliche Untersuchung sowie eine Blutuntersuchung.

Der Arzt misst verschiedene Hormone, wie Dehydroepiandrosteronsulfat, Prolaktin und Testosteron, um die Ursache zu ergründen. Bei normalen Blutwerten handelt es sich um einen idiopathischen Hirsutismus. Auch beim Polycystisches Ovarialsyndrom (PCOS) sind die Blutwerte normal, so dass zur Diagnosesicherung noch weitere Tests auf PCOS erfolgen.

Sind Testosteron und DHEAS normal, liegt jedoch ein erhöhter Prolaktinspiegel vor, kann es Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophysenadenom) bestehen. Er ist in der Regel gutartig. Auch die Einnahme gewisser Medikamente zeigt ein solches Blutbild.

Es können zahlreiche Untersuchungen nötig sein, um die endgültige Diagnose und vor allem die Ursache zu finden. Manchmal müssen auch eine Ultraschalluntersuchung oder ein CT gemacht werden, um Tumore auszuschließen. Erst, wenn eine gesicherte Diagnose vorliegt, kann die Therapie eingeleitet werden.

Wie wird Hirsutismus therapiert?

Je nach Ursache, gibt es verschiedene Behandlungsoptionen. Eine Grunderkrankung wie Tumore oder eine hormonelle Störung kann gut behandelt werden. Ist die Ursache in der Medikamenteneinnahme zu finden, muss das Medikament abgesetzt werden. Das reicht meist schon aus, damit sich die starke Behaarung wieder zurückbildet. Ist die Betroffene auf das Medikament angewiesen, wird der Arzt versuchen, ein Ersatzmedikament zu finden, das genauso wirkt, aber keine solche Erkrankung auslöst. Ansonsten richtet sich die Therapie nach Ausprägung und Lokalisation der Behaarung. Außerdem spielen das Alter der Betroffenen, ein eventuell bestehender Kinderwunsch, Vorerkrankungen und die Art der Empfängnisverhütung eine Rolle.

Behandelt wird in der Regel durch den Einsatz von Antiandrogenen. Sie hemmen die Wirkung der männlichen Hormone und verhindern damit das übermäßige Haarwachstum. Infrage kommt hier zum Beispiel das Mittel Cyproteronacetat. Die Antiandrogene werden als Monotherapie durchgeführt, also als Einzelsubstanz verabreicht. Manchmal erfolgt eine kombinierte Therapie mit einem hormonellen Mittel zur Empfängnisverhütung, wie beispielsweise Ethinylestradiol. Insbesondere Frauen, die verhüten wollen, wählen diese Therapie. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass auch Ethinylestradiol als Ovulationshemmer die Testosteronausschüttung der Eierstöcke verringert.

Einige Betroffene benötigen noch weitere Medikamente, zum Beispiel GnRH-Analoga, aber auch Kortison ist möglich. Zusätzlich gibt es Cremes zur lokalen Behandlung der Erkrankung. Sie entfernt die besonders belastende Gesichtsenthaarung. Die Creme muss, um die volle Wirkung zu entfalten, zweimal pro Tag dünn aufgetragen werden. Zwischen den beiden Behandlungen müssen immer mindestens acht Stunden liegen, so dass sich eine morgendliche und eine abendliche Behandlung empfiehlt. Allerdings zeigt sich die hemmende Wirkung erst nach mehreren Wochen und endet, sobald die Creme wieder abgesetzt wird.

Betroffene können auch selbst etwas gegen den Haarbewuchs tun, sofern es sich um leichtere Fälle handelt. Eine regelmäßige Rasur bzw. Epilation entfernt z.B. den Damenbart zuverlässig. Zusätzlich besteht die Möglichkeit einer Laserenthaarung. Auch das Veröden der Haarwurzeln ist möglich und zeigt vor allem dauerhaften Erfolg. Abzuraten ist von Behandlung mit Wasserstoffperoxid. Das Bleichen der Haare, insbesondere im Gesichtsbereich, kann unschöne Nebenwirkungen hervorrufen, die dann so sichtbar sind, wie zuvor die Behaarung.

Fazit

Hirsutismus ist eine Erkrankung, die nicht nur sichtbar, sondern auch seelisch sehr belastend ist. Insbesondere dann, wenn Frauen einen Damenbart haben, kann das zu einem Verlust des Selbstwertgefühls führen. Es gibt zwar verschiedene Maßnahmen wie eine Rasur, die Betroffene selbst vornehmen können, sonderlich befriedigend ist das aber nicht, weil es am Problem selbst nichts ändert. Betroffene sollten deshalb immer schon bei den ersten Anzeichen einen Arzt aufsuchen. Kommen weitere Indizien für eine sogenannte Vermännlichung hinzu, ist dies in jedem Fall notwendig. Es gibt Therapien, die den Haarwuchs hemmen und die Erkrankung deutlich lindern können.