Windeldermatitis – Symptome und Behandlung

Zwei Drittel aller Babys leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter einem „wunden Po“. In der Medizin ist dieser auch als Windeldermatitis bekannt. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von aggressiven Stoffen im Urin und Stuhl bis zu falscher Hygiene. Häufig kommt es in der Folge zu einer Besiedelung mit Hautpilzen. Infektionen mit Bakterien sind hingegen selten. Mit wenigen Änderungen im Verhalten und bei der Pflege lässt sich die Windeldermatitis gut behandeln. Je nach Auslöser und Umfang der Erkrankung ist die Unterstützung durch Medikamente erforderlich. Dieser Ratgeber beantwortet alles Wissenswerte. Individuelle Fragen oder Fotos können Sie darüber hinaus über unsere Startseite an Hautfachärzte aus Heidelberg senden.

Bild: Kleinkind mit irritativer Form der Windeldermatitis

Was ist Windeldermatitis?
Ursachen & Risikofaktoren
Symptome
Diagnose
Behandlung

Was ist Windeldermatitis?

Windeldermatitis ist der medizinische Fachbegriff für das, was der Laie als „wunden Po“ oder „Windelausschlag“ bezeichnet. Sie kann bei Babys, aber auch bei Patienten mit Blasenschwäche auftreten. Hinter der Windeldermatitis verbirgt sich eine Entzündung der aufgeweichten Haut im Bereich des Pos und der Genitalien. Die entzündeten Hautareale sind durch den beschädigten Schutzmantel der Haut anfällig. Deshalb kommt es häufig zu einer Besiedlung mit Pilzen wie zum Beispiel Candida albicans. Dieser Hefepilz führt zu einer Verschlimmerung, die auch als „Windelsoor“ bekannt ist.

Ursachen & Risikofaktoren

Die Ursache einer Windeldermatitis ist nicht immer offensichtlich. Oft kommen mehrere Faktoren zusammen, die zu einer Entzündungsreaktion der Haut führen. Ein auslösender Faktor ist beispielsweise die luft- und wasserdichte Windel selbst. Sie wirkt wie eine Sauna, der die Haut schutzlos ausgeliefert ist. Bei längerem Tragen weicht die Feuchtigkeit die obere Hautschicht auf. Diese verliert dadurch ihre Schutzfunktion und lässt Bakterien oder Pilze eindringen.

Mögliche Ursachen und Risikofaktoren für das Aufquellen der Haut sind:

  • Reizende Substanzen im Urin oder Stuhl: Sie greifen bei längerem Kontakt die schützende Schicht der Haut an.
  • Mangelnde Hygiene wie seltenes Windelwechseln: Ständige Feuchtigkeit bietet Krankheitskeimen ein ideales Milieu.
  • Infektionen mit Bakterien: Befallen Keime die entzündete Haut, können nässende und/oder eitrige Wunden entstehen.
  • Pilzbefall: Verschiedene Pilze, wie der Hefepilz Candida albicans, können die Entzündungsreaktion der Haut verstärken.
  • Übertriebene Hygiene: Häufiges Waschen mit scharfen oder parfümierten Pflegemitteln, kann die empfindliche Babyhaut reizen.
  • Allergien: Manche Babys entwickeln gegen bestimmte Stoffe in Pflegemitteln oder Windeln Allergien, die Entzündungen auslösen können.
  • Falsche Ernährung: Scharfe oder sehr säurehaltige Nahrungsmittel können das Risiko einer Windeldermatitis erhöhen.
  • Durchfall kann eine Windeldermatitis begünstigen. Flüssiger Stuhl ist aggressiv und Windeln müssen häufiger gewechselt werden.

Symptome

Typisch für eine Windeldermatitis ist eine gerötete und aufgeweichte Haut am Po und zwischen den Beinen. Bei manchen Kindern entwickeln sich kleine Pickel, Pusteln oder offene Stellen. Diese können sich im Laufe der Zeit auf die Innenseiten der Oberschenkel sowie den Bauch ausbreiten. Die betroffenen Hautstellen brennen oder jucken und schmerzen bei Berührung. Auch Bewegungen, Stuhlgang und Wasserlassen sind für die Kinder oft schmerzhaft und mindern das Wohlbefinden erheblich. Symptome wie beispielsweise Weinen, fehlender Hunger und Schlafstörungen sind deshalb typische Begleiter einer Windeldermatitis.

Exkurs: Windelsoor

Bei einer Windeldermatitis mit Pilzbefall (auch „Windelsoor“ genannt) kommt es zu weiteren Symptomen. An den betroffenen Bereichen bilden sich zum Beispiel neben nässenden Pusteln und Pöckchen weiße, schuppende Stellen. Diese breiten sich meistens ringförmig aus. Ein seltener Befall mit Bakterien führt häufig zu nässenden Wunden, die auch eitern können. Gelegentlich bilden sich größere Blasen auf der Haut. Einige Kindern entwickelt mit den zusätzlichen Infektionen Fieber. Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind an Windelsoor leidet, sollten Sie Ihren Kinderarzt aufsuchen. Er kann dem Kind mit der richtigen Therapie Linderung verschaffen. Zuvor muss er jedoch die Diagnose stellen.

Diagnose

Die Diagnose einer Windeldermatitis ist für erfahrene Mediziner leicht zu stellen. Der Arzt erkennt sie oft schon mit bloßem Auge an den typischen Veränderungen der Haut im Genitalbereich und am Po. Ob die Haut auch mit Bakterien oder Pilzen befallen ist, klärt ein Abstrich der betroffenen Hautpartien. In manchen Fällen kann eine Blutuntersuchung oder Untersuchung einer Stuhlprobe hilfreich sein. Der Arzt führt diese Untersuchungen allerdings nur dann durch, wenn die Beschwerden immer wieder auftreten oder trotz Behandlung keine wesentliche Besserung eintritt.

Behandlung

Oft reichen wenige Verhaltensänderungen aus, um die Windeldermatitis in den Griff zu bekommen. Durch sie bekommt die Haut Gelegenheit, sich zu erholen, damit Entzündungen abklingen können.

Gehen Sie bei einer Windeldermatitis wie folgt vor:

  • Lassen Sie – so oft es geht – die Windel weg, damit viel Luft an die wunden Stellen gelangt.
  • Wechseln Sie Windeln nach jedem Stuhlgang und jeder Blasenentleerung, jedoch spätestens nach 3 bis 4 Stunden.
  • Reinigen Sie die gereizte Haut sanft, aber gründlich. Lauwarmes Wasser oder Öl reichen, verzichten Sie hingegen auf parfümierte Seifen.
  • Trocknen Sie das Baby im Schritt und am Po sorgfältig ab. Tupfen Sie aber nur über die Haut und vermeiden Sie reibenden Bewegungen.
  • Manchen Babys helfen Wundschutzcremes oder -pasten mit desinfizierenden, entzündungshemmenden oder vor Feuchtigkeit schützende Stoffe.
  • In schweren Fällen und nur auf Anweisung des Kinderarztes können Sie unter anderem Cortisonsalbe auf die entzündeten Stellen auftragen.

Bei Windeldermatitis mit Bakterienbefall: Um die Bakterien wirksam zu bekämpfen, sind häufig Antibiotika erforderlich. Diese Gabe kann sowohl über Zäpfchen oder Säfte erfolgen. Ihr Kinderarzt berät Sie, welche schonenden Therapiemöglichkeiten für Ihr Kind zur Verfügung stehen.

Bei Windeldermatitis mit Pilzbefall (Windelsoor): Um den Pilz einzudämmen, müssen die betroffenen Hautstellen mit einer vom Kinderarzt verordneten Salbe (Antimykotikum) eingecremt werden. Sollte der Pilzbefall bereits den Mund oder Verdauungstrakt erreicht haben, reicht eine lokale Behandlung nicht mehr aus. Dann ist es nötig, den Wirkstoff oral (als Saft) zu verabreichen.

So beugen Sie einer Windeldermatitis vor

In vielen Fällen können Sie mit einfachen Maßnahmen das Entstehen einer Windeldermatitis verhindern. Die folgenden Tipps unserer Expertin, Dr. Wiebke Sondermann, Dermatologin aus Essen, helfen Ihnen dabei:

  • Lassen Sie bei Ihrem Kind möglichst oft die Windel weg, vor allem im Sommer.
  • Legen Sie die Windel nicht zu straff an, so vermeiden sie, dass zu einen Wärmestau kommt.
  • Achten Sie darauf, regelmäßig die Windeln zu wechseln, besonders bei akutem Durchfall.
  • Verzichten Sie auf Seife, nutzen Sie zum Reinigen von Po und Schritt nur Wasser oder Öl.
  • Trocknen Sie Ihr Baby nach dem Waschen gründlich ab, vor allem in den Hautfalten.
  • Füttern Sie Ihrem Kind nach Möglichkeit keine scharfen oder saure Speisen.
  • Wenn Sie stillen, sollten auch Sie auf Scharfes und Saures verzichten.
  • Baden Sie Ihr Kind höchstens einmal pro Woche, denn so erhalten Sie den natürlichen Schutzmantel der Haut.
  • Füttern Sie zuckerarme Beikost, da Zucker den pH-Wert des Urins ungünstig beeinflusst.

Wenn der Po schon gerötet ist:

Wenn manche Stellen am Po des Babys leicht gerötet sind, gibt es keinen Grund zur Sorge. Mit einer Wundsalbe lässt sich eine Windeldermatitis oft noch rechtzeitig aufhalten. Um sicher zu gehen, den richtigen Wirkstoff zu wählen, sollten Sie zunächst Ihren Kinderarzt zur Rate ziehen. Auch in der Apotheke werden Ihre Fragen zur Wahl von Baby-Wundsalben kompetent beantwortet.