Hypertrophe Narben (Keloide) – Ursachen, Aussehen & Entfernung
Als sei die Belastung einer Operation oder Verletzung noch nicht schlimm genug, machen manche Menschen diese unangenehme Erfahrung: Plötzlich entstehen über einer OP-Naht oder nach einer anderen Hautverletzung wulstige Narben (Keloide), die spannen sowie jucken. Auch, wer sich ein Ohrloch stechen lässt, kann von einem solchen Keloid hinter dem Ohr überrascht werden. Dabei wird seiner Ausdehnung nach das knubbelige Narbengewebe den Raum der eigentlichen Verletzung auf der Haut um ein Vielfaches übertreffen. Hypertrophe Narben können große Ausmaße annehmen. Oft überwuchert das „wilde Fleisch“, wie Keloide im Volksmund gern genannt werden, sogar gesunde Hautareale. Hingegen sprechen Mediziner bei diesen Erscheinungen von hypertrophen Narben. In der Vorsilbe „hyper“ wird das übermäßige und überschießende Wachstum dieser Gewebeneubildung, die beim Keloid über eine normale Narbenbildung hinausgeht, deutlich.
Bild: Keloid (hypertrophe Narbe) an der Hand nach Verbrennung.
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Was ist ein Keloid?
Hypertrophe Narben sind durch eine übermäßige Neubildung von Bindegewebe während des Heilungsprozesses einer Hautverletzung geprägt. Medizinisch gesehen hat man es mit einem gutartigen Hauttumor zu tun. Neben seiner wenig ansprechenden ästhetischen Wirkung, besonders in sichtbaren Bereichen wie im Gesicht, kann ein Keloid auch zu Bewegungseinschränkungen führen. Hier kommt es darauf an, welcher Teil des Körpers betroffen ist. Die sehr fein eingestellte Balance zwischen der Bildung und dem Abbau von Bindegewebe, wie sie die perfekte Wundheilung ausmacht, ist bei der Entstehung eines Keloids gestört.
Ursache
„Man geht heute von einer erblichen Veranlagung für die Bildung von Keloiden aus“, weiß Dr. Benjamin Durani, Hautfacharzt aus Heidelberg zu berichten.
Dabei sind die Prozesse, die zu dieser Wundheilungsstörung führen, nicht bis ins Detail bekannt. Unbestritten ist nur, dass von dieser Veranlagung betroffene Menschen es nicht wie bei einer klassischen Wundheilungsstörung mit schlecht heilenden, offenen Wunden zu tun haben, sondern mit sehr schnell sowie übermäßig mit Bindegewebe überwucherten Hautvernarbungen. Oft werden Betroffene von einem Keloid sehr überrascht, weil sie diese vererbte Komplikation bei der Wundheilung erst dann entdecken, wenn sie es mit einer Verletzung der Haut in größerem Ausmaß zu tun haben. Besonders tückisch ist beim Keloid zusätzlich, dass sich hypertrophe Narben auch aus kleinsten Hautverletzungen bilden können, die der Patient zunächst kaum ernst genommen hat. Selbst ein Insektenstich oder ein eingewachsenes Haar können bereits ausreichen, um das Bindegewebe zum übermäßigen Wachstum anzuregen. Daher scheinen für viele Betroffene hypertrophe Narben quasi über Nacht aus dem Nichts heraus zu entstehen. Das erschreckt die Patienten sehr, die eine bösartige Hautveränderung hinter dem Keloid vermuten.
Welche Symptome kennzeichnen hypertrophe Narben?
Keloide erscheinen wie klassisches Narbengewebe: Oft zunächst stark gerötet, weniger elastisch als normale Haut und weniger gut durchfeuchtet, spannen die Narbenwulste stark. Hypertrophe Narben sind nicht zu übersehen, weil sie sich auf gesunde Hautbezirke ausdehnen und meist eine gerötete Wulst auf gesunder weißer Haut thront. Das Keloid hebt sich in der Höhe ebenfalls deutlich von der übrigen Hautfläche ab. Es kann sich hart und rau anfühlen. Die von einem Keloidüberwucherte Haut ist weniger beweglich. Das kann die Bewegungsfähigkeit in dem entsprechenden Hautbezirk insgesamt beeinträchtigen. Keloide können ohne weiteres die Größe eines Fußballs erreichen. Vor allem ihre Resistenz gegenüber ärztlichen Maßnahmen machen hypertrophe Narben für die Betroffenen und ihre Hautärzte zu einer größeren medizinischen Herausforderung: Das überschießende Narbengewebe wächst vielfach immer weiter und reagiert selbst auf manche Behandlungsansätze mit weiterem Wachstum. Zwar sind hypertrophe Narben gutartige Hautveränderungen, aber sie können für Betroffene sehr belastend sein.
Diagnose hypertropher Narben?
Neben der Augenscheinnahme entnehmen Hautärzte oft eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) besonders bei den hypertrophen Narben, die nicht aus einer OP-Naht oder einer anderen erkennbaren Verletzung hervorgegangen sind. Bei der Biopsie geht es vornehmlich darum, Keloide von anderen Gewebewucherungen und Hauttumoren abzugrenzen, die nicht gutartig sind. Bei der Gewebeentnahme – es wird ein kleines Stück Haut herausgestanzt – muss der Hautarzt sehr behutsam vorgehen. Das Keloid reagiert in der Regel auf jeden Einfluss von außen und auf jeden Eingriff in sein Gewebe mit gesteigertem Wachstum.
Wie werden Keloide entfernt?
Die erste Wahl bei der Behandlung ist die Abtragung der Narbenwulst. Es gelingt nicht immer, hypertrophe Narben zu beseitigen. Die Behandlung kann sich als sehr langwierig erweisen und verlangt den Beteiligten viel Geduld ab. Größe und Lage des Wuchergewebes beeinflussen die Belastung für den Patienten sowie die möglichen Behandlungsansätze. Auch wann mit der Behandlung begonnen wird, hat große Auswirkungen darauf, wie erfolgreich das Keloid zu kontrollieren und zu entfernen ist. Es gilt hier der Grundsatz „je früher, desto besser“. Vielfach muss der Hautarzt eine Reihe von Behandlungen kombinieren, um den wild wuchernden Narben Einhalt zu gebieten. Bei größeren Keloiden muss operiert werden. Das Keloidwird dann herausgeschnitten. Im Anschluss muss mit verschiedenen Maßnahmen verhindert werden, dass sich ein neues Keloid über dem Schnitt bildet. Denn werden diese Maßnahmen unterlassen, können hypertrophe Narben im Anschluss aktiver und größer werden als vor dem Eingriff.
Zum Einsatz kommen auch
- Silikonpflaster und -spray.
- Kortison als Salbe und Injektion.
- spezielle elastische Druckpflaster und Verbände.
Silikon hat sich in der Keloid- und Narbenpflege bewährt, weil das Material offenbar zu einer besseren Durchfeuchtung, Durchblutung und damit zu einer Neustrukturierung des Narbengewebes beitragen kann. Bei der Verhinderung von Narbenwucherungen muss mit einer Kombination von Druck und Zug gearbeitet werden, um ein Ausscheren des Gewebes zu unterbinden. Hypertrophe Narben werden auch mit Kortisonkristallen behandelt, die in das Gewebe gespritzt werden. Man kann das Keloid außerdem mit Vereisung im Rahmen der sogenannten Kryotherapie angehen. Hypertrophe Narben müssen von einem Facharzt für Dermatologie angesehen werden. Er wird zusammen mit dem Patienten entscheiden, welche Behandlung zum Einsatz kommen kann. Patienten, die von ihrer Veranlagung zur Bildung von Narbenwucherungen wissen, sollten bei einem operativen Eingriff durch spezielle Narbenpflege Vorsorge gegen hypertrophe Narben treffen. Am besten lassen sich Keloide im Vorfeld ihrer Entstehung unterbinden. Der Hautarzt wird hier entsprechend beraten und vorsorgende Maßnahmen bei der Wundheilung empfehlen.
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