Lippenherpes (Herpes labialis): Ursachen, Symptome & Therapie

Bilden sich an den Lippen kleine Bläschen, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Lippenherpes (Herpes labialis). Die Virusinfektion tritt bei 20 bis 30 Prozent der Betroffenen immer wieder auf – meist infolge eines geschwächten Immunsystems. Unser Experte Dr. Benjamin Durani aus Heidelberg informiert umfassend über die Ursachen und Symptome von Lippenherpes und erklärt, welche Behandlungsmethoden sich besonders bewährt haben.

Bild: Lippenherpes wird im Volksmund auch als „Fieberblasen“ bezeichnet.

Was ist Lippenherpes?
Ursachen
Symptome
Komplikationen
Diagnose
Therapie
Vorbeugen
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Was ist Lippenherpes?

Lippenherpes (Fachbegriff: Herpes labialis) macht sich durch kleine Bläschen auf den Lippen bemerkbar, die schmerzen und stark jucken. Die Virusinfektion wird durch das Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 verursacht. Die Erstinfektion mit Herpes labialis findet bei den meisten Menschen vor dem sechsten Lebensjahr statt. Sie bleibt jedoch meist unbemerkt. Das Virus wandert anschließend entlang der Nervenbahnen ins Rückenmark. Hier verharrt es in einer Art Ruhemodus. Es wird immer dann aktiv, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Dies kann beispielsweise bei einer Erkrankung, nach einer Operation oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente (Immunsuppressiva) der Fall sein. Viele Menschen leiden daher immer wieder und oftmals in kurzen Abständen unter Herpes labialis. Statistisch gesehen tritt die Erkrankung mit zunehmendem Alter jedoch immer seltener auf. Neben dem Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 gibt es noch das Virus vom Typ 2. Es betrifft vorrangig die Geschlechtsteile, kann aber durch Kontakt ebenfalls auf den Lippenbereich übergehen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Lippenhaut ist sehr dünn und daher anfällig für Infektionen. Das Herpes-Virus verbreitet sich dabei auf unterschiedliche Weise – vorrangig durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Niesen oder Husten. Auch bei der gemeinsamen Benutzung von Besteck oder Handtüchern kann es durch Schmierinfektion zur Ansteckung mit Herpes labialis kommen. Nicht zuletzt wird das Virus durch direkten Hautkontakt übertragen.

Ist die Immunabwehr gestört, wird das Lippenherpes-Virus wieder aktiv. Auch starke Sonneneinstrahlung kann dazu führen, dass sich Bläschen auf den Lippen bilden. Denn: Durch die UV-Strahlung werden die in der Haut befindlichen Immunzellen unterdrückt. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Stress, Angst
  • hormonelle Schwankungen
  • Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken

Viele Betroffene berichten, dass bei ihnen Ekelgefühle zum Ausbruch von Lippenherpes führen. Das hängt insbesondere damit zusammen, dass Ekel ebenfalls zu einer kurzzeitigen Schwächung der Abwehrkräfte führt. Die Viren wandern dann über die Nervenbahnen zur Haut zurück und es bilden sich die typischen Lippenbläschen.

Symptome von Lippenherpes

Lippenherpes macht sich oftmals bereits vor den ersten sichtbaren Symptomen durch Beschwerden bemerkbar. Typisch sind Spannungsgefühle, Kribbeln und eine erhöhte Empfindlichkeit. Spätestens jetzt sollten Betroffene zu einer antiviralen Creme greifen. Denn: Ist Herpes labialis bereits sichtbar, kann das Virus nicht mehr gestoppt werden. Es ist dann allenfalls möglich, die Krankheitsdauer zu verkürzen.

Zuerst bilden sich kleine Bläschen, die mit klarer Flüssigkeit gefüllt sind. Die Bläschen platzen nach einigen Tagen von selbst auf, und die Wunde bildet eine gelbliche Kruste aus. Herpes labialis wird häufig von einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet. Auch ein Anschwellen der Lymphknoten ist nicht selten.

Mögliche Komplikationen

Eine Infektion mit Herpes labialis ist normalerweise nicht gefährlich. Sie klingt in der Regel innerhalb von acht bis 14 Tagen vollständig ab. Lediglich bei Patienten mit einem stark geschwächten Immunsystem sind Komplikationen möglich. Zur Risikogruppe zählen vor allem Patienten unter Chemotherapie, HIV-Kranke sowie Säuglinge. Auch bei gesunden Menschen kann sich Lippenherpes schnell ausbreiten, wenn die Bläschen berührt oder gar aufgekratzt werden. Vor allem eine Übertragung des Virus auf die Augen kann fatale Folgen haben. Schlimmstenfalls droht eine Schädigung der Hornhaut. Auch bei Neurodermitikern besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Denn: Auf der vorgeschädigten Haut breitet sich das Virus besonders schnell aus. In sehr seltenen Fällen geht Herpes labialis auf den Mund- und Rachenraum über. Im Mund bilden sich schmerzhafte Bläschen, die an Geschwüre erinnern. Außerdem haben die Betroffenen hohes Fieber. Diese als Mundfäule bezeichnete Erkrankung muss unbedingt ärztlich behandelt werden.

Diagnose

Dem Dermatologen genügt in der Regel ein Blick, um Herpes labialis zu diagnostizieren. Im Zweifel besteht jedoch immer die Möglichkeit, einen Abstrich von der Haut oder Schleimhaut zu machen. Auch eine Untersuchung des Bläscheninhalts ist möglich. Mitunter kann es zusätzlich sinnvoll sein, den genauen Herpes-Typ zu bestimmen, um die anschließende Therapie zu optimieren.

Therapie

Ohne Therapie beträgt die Krankheitsdauer bei Lippenherpes maximal zwei Wochen. Es ist jedoch empfehlenswert, nicht einfach abzuwarten, sondern den Heilungsverlauf mithilfe einer geeigneten Therapie zu beschleunigen. So werden nicht nur die Symptome gelindert, auch das Risiko für Komplikationen und die Ansteckungsgefahr für andere Personen nehmen deutlich ab. Salben, die Zinksulfat enthalten, haben sich bei der Behandlung von Lippenherpes bewährt: Die Bläschen trocknen schneller aus und das Abheilen der Wunde wird gefördert. Viele Betroffene greifen bei Lippenherpes zu Hausmitteln wie Heilerde oder Zahnpasta. Diese trocknen die Blasen zwar aus, haben aber keine antivirale Wirkung. Sie sind daher nicht so effektiv wie medizinische Salben.

Nur bei einem schweren Verlauf von Herpes labialis oder dann, wenn ein erhöhtes Risiko für eine Ausbreitung besteht, empfiehlt sich die orale Einnahme von antiviralen Mitteln. Diese gibt es als Tabletten, Saft oder Infusion.

Lippenherpes vermeiden: Tipps

Richtig vorbeugen

Bisher ist noch kein Impfstoff gegen Lippenherpes verfügbar. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, um eine Ansteckung beziehungsweise einen Ausbruch der Erkrankung zu vermeiden. Patienten, die Immunsuppressiva einnehmen oder unter Krebs leiden, können vorbeugend Tabletten mit den Wirkstoffen Aciclovir oder Valaciclovir einnehmen. Außerdem ist es ratsam, verstärkt auf Hygiene zu achten. Dies gilt vor allem dann, wenn jemand in der unmittelbaren Umgebung an Herpes labialis erkrankt ist. Keinesfalls sollten dieselben Handtücher oder dasselbe Besteck/Geschirr verwendet werden. Nichts ist jedoch so wichtig wie ein starkes Immunsystem. Eine ausgewogene Ernährung, moderater Sport und ganz allgemein ein gesunder Lebensstil sind also die besten Voraussetzungen, um das Risiko für Lippenherpes zu reduzieren.

Eine Ausbreitung verhindern

Und bei einer akuten Infektion gilt: Die Bläschen dürfen nicht berührt werden! Nach dem Auftragen von Salbe also unbedingt die Hände gründlich waschen und desinfizieren. Um das Risiko für andere Personen zu reduzieren, kann die Salbe auch mithilfe eines Wattestäbchens aufgetragen werden. Außerdem ist es ratsam, bei Lippenherpes nicht an den Nägeln zu kauen oder in den Augen zu reiben.

Vorsicht in der Schwangerschaft!

Schwangeren, die akut unter Lippenherpes leiden, wird ein Kaiserschnitt empfohlen. Das Kind könnte sich sonst bei der Geburt anstecken. Und gerade bei Säuglingen ist Herpes labialis häufig mit schweren Komplikationen verbunden.

Hautkrankheiten online diagnostizieren lassen

Sie haben Blasen an den Lippen, sind sich aber unsicher, ob es sich tatsächlich um Lippenherpes handelt? Über unsere Startseite können Sie unseren Experten Dr. Benjamin Durani aus Heidelberg kontaktieren. Anhand Ihrer Informationen und Fotos gibt der Facharzt für Dermatologie Ihnen eine erste Einschätzung und wertvolle Empfehlungen, die einen Arztbesuch in vielen Fällen unnötig machen.