Der Mongolenfleck – besonderes Mal mit besonderem Namen

Kaum ein Hautmal ist so auf Ethnien spezialisiert wie der Mongolenfleck. Er zeigt sich so gut wie nie bei hellhäutigen Kindern, sondern fast ausschließlich bei stärker pigmentierten Babys. Dabei ist es jedoch ganz gleich, aus welchem geografischen Raum sie stammen – denn mit Volkszugehörigkeit hat ein Mongolenfleck nicht das Geringste zu tun.

Mongolenflecke früher…

Die eigentümliche Bezeichnung ist eine Schöpfung des deutschen Anthropologen Erwin Bälz. Er lebte von 1849 bis 1913 – einer Zeit, die der Erkundung exotischer Völker und Kulturen gewidmet war. Bälz forschte vor allem im ostasiatischen Raum, wo er regionaltypische Krankheiten und charakteristische Körpermerkmale beschrieb. Hierzu gehörte auch der so genannte Mongolenfleck – eine bei Babys auftretende Hautzeichnung im Kreuzbeinbereich.

Bälz prägte den Begriff nach aktuellem wissenschaftlichen Stand. Seinerzeit unterteilten Völkerkundler ihre Mitmenschen in europide, negride und mongoloide Rassen. Zu letzteren gehörten auch die Personen, deren Lebensweise und Kultur Bälz besonders eingehend erforschte: Japaner. Das Wort Mongolenfleck hatte schon damals keinerlei Bezug zum mongolischen Volk – sondern fußte auf einer Meinung, die heute als hoffnungslos veraltet gilt.

Die später aufkommende Alternativ-Bezeichnung Hunnenfleck war weder geschickter noch treffender. Sie basierte auf der Annahme, dass alle ostasiatischen Völker von Hunnen abstammen bzw. dass sich Hunnen in zahlreichen Teilen der Welt niedergelassen haben. Den Mongolenfleck sollen sie von Generation zu Generation weitergegeben haben.

…und heute

Heute wissen Forscher es besser. Sie haben längst herausgefunden, dass die charismatische Zeichnung auch bei anderen Ethnien vorkommt und was es mit dem einst so geheimnisvollen Mongolenfleck auf sich hat.

Das Mal entsteht durch eine ungleichmäßige Verteilung von Pigmentzellen – also jener Mini-Bausteine, die für die Farbe der Haut verantwortlich sind. Sie werden während der Embryonalphase gebildet und wandern vom Ort ihrer Entstehung allmählich an die Hautoberfläche.

Auf dem Weg dorthin kommt es fast immer zu einem Stau, der äußerlich als Mongolenfleck sichtbar ist. Da der Organismus dunkelhäutiger Menschen mehr Pigmente produziert als es beispielsweise Nordeuropäer tun, tritt das Mal überwiegend bei asiatischen und ostafrikanischen Ethnien auf.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Babys dieser Abstammung mit Mongolenflecken geboren werden, liegt bei über 90 Prozent. Aber auch Nord- und Südamerikaner oder Kinder aus dem ostmediterranen Raum können entsprechend gezeichnet sein. Hellhäutige Menschen zeigen den Pigment-Stau naturgemäß nur sehr selten. Innerhalb dieser Gruppe kommen maximal fünf Prozent mit Mongolenflecken zur Welt.

Aussehen und Entwicklung des Mongolenflecks

Die Lokalisation, die Größe und die Farbe des Mals sind äußerst variabel.

Für gewöhnlich sitzt es auf der Rückseite des Körpers, denn hier befindet sich beim Embryo das so genannte Neuralrohr. Aus seinem Gewebe entstehen die Pigmente und das spätere Rückenmark. Dementsprechend ist fast jeder Mongolenfleck in der Nähe des Gesäßes oder des Kreuzbeins platziert.

Die Ränder sind unscharf begrenzt und können eine bis zu handtellergroße Ausdehnung haben. Mitunter ist der Mongolenfleck aber auch so klein, dass er kaum als solcher zu erkennen ist. Je nachdem, in welcher Tiefe sich die Pigmente stauen, schimmert das Mal bläulich bis braun.

Am zweiten Geburtstag des Kindes hat der Mongolenfleck seine maximale Größe und Farbintensität erreicht. In den darauffolgenden fünf Jahren bildet er sich peu à peu zurück, weil sich die angestauten Pigmente auflösen. Spätestens mit Eintritt der Pubertät ist das Mal nicht mehr zu sehen.

Fazit: vollkommen harmlos

Aus diesen Erläuterungen folgt, dass der Mongolenfleck weder krankhaft ist noch behandelt werden muss. Er ist eine harmlose Ansammlung natürlicher Farbstoffe, die der Körper von selbst korrigiert. Da das Mal durch seine Positionierung unter der Kleidung verborgen bleibt, stellt es auch kein optisches Problem dar.

Eltern, die den Mongolenfleck ihres Kindes aufhellen lassen möchten, sollten Aufwand und Nutzen der Maßnahme gut abwägen. Cremes und Laser-Therapien belasten die zarte Haut mehr als nötig – denn zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr verschwindet das Mal ohnehin.