Bindehautentzündung: Ursachen, Aussehen, Online-Diagnose & Therapie

Wenn die Augen anfangen zu jucken und zu brennen und Absonderungen die Lider verkleben, wenn sich das Weiße stark rötet und Tränen ungewollt fließen, kann dies die Ursache für eine Bindehautentzündung (medizinisch: Konjunktivitis) sein. Die Erkrankung kommt grundsätzlich in allen Altersgruppen vor, befällt in ihrer bakteriellen und viralen Form aber besonders häufig (Klein-)Kinder, weil diese sich wesentlich öfter ins Gesicht fassen als Erwachsene und die Erreger dadurch weiter verteilen. Treten die genannten Symptome auf, ist Vorsicht geboten. Denn eine Bindehautentzündung kann sowohl durch Allergien und äußere Reize, aber auch durch Viren und Bakterien entstehen. Ist einer der letzten beiden Erreger verantwortlich, handelt es sich um eine hochansteckende Erkrankung, die sich leicht auf andere Menschen überträgt. Dr. Benjamin Durani, Hautfacharzt aus Heidelberg, erklärt in diesem Artikel die Ursachen und Symptome, beschreibt mögliche Therapien und gibt nützliche Hinweise zur erfolgreichen Prävention der Konjunktivitis. Über unsere Startseite kann per Handyfoto eine fachärztliche Ersteinschätzung eingeholt werden.

Typisches Aussehen einer Bindehautentzündung: „Rotes Auge“ mit gereizter Bindehaut.

Definition
↓ Ursachen
↓ Symptome
↓ Diagnose
↓ Verlauf
↓ Therapie

Was genau ist eine Bindehautentzündung

Bei einer Konjunktivitis handelt es sich entweder um eine Entzündung oder eine Irritation der Augenbindehaut. Wird sie durch Viren oder Bakterien verursacht, gilt sie als hochansteckend. Dies ist nicht der Fall, wenn Allergien oder andere Reize von außen ursächlich sind. Die Bindehautentzündung zählt zu den häufigsten Augenerkrankungen und tritt vor allem bei Kindern und Kleinkindern besonders häufig auf.

Die Ursachen einer Bindehautentzündung

Eine Bindehautentzündung lässt sich auf zahlreiche Ursachen zurückführen. Ob sie ansteckend ist oder nicht, wird durch den Auslöser der Erkrankung bestimmt. Zu einem großen Teil entsteht die Konjunktivitis durch eine Infektion mit Viren oder Bakterien und ist dann virulent.

Bei manchen Menschen tritt sie aber auch auf Grund von Allergien auf oder wird durch äußere Reize ausgelöst. So können beispielsweise ätzende, chemische Substanzen, physikalische Fremdkörper wie Staubkörner oder Kontaktlinsen oder kleine Verletzungen die Erkrankung verursachen. Auch Zugluft, Rauch und optische Reize wie starke UV-Einstrahlung unter einer Höhensonne oder bei Gebirgsaufenthalten kommen als Auslöser von Bindehautentzündungen in Frage. Diese Varianten der Konjunktivitis sind allerdings nicht virulent, also nicht ansteckend.

Darüber hinaus ziehen teilweise andere Erkrankungen des Auges eine Bindehautentzündung nach sich, zum Beispiel eine Störung der Tränendrüsen. Trockene Augen als Alterserscheinung sind bei Senioren ebenfalls Auslöser der Krankheit.

Nicht selten ist das Auftreten der Konjunktivitis abhängig von saisonalen und regionalen Schwankungen, je nachdem, welche Allergene oder Erreger in dem Moment oder in der Gegend besonders verbreitet sind. Die häufigsten Formen der Bindehautentzündung sind aber die virale und die bakterielle Variante.

Bindehautentzündung durch Bakterien

Für eine bakterielle Infektion können folgende Erreger verantwortlich sein:

Gonokokken: Diese Bakterien sind weltweit verbreitet und werden u.a. beim Geschlechtsverkehr übertragen. Gefährdet sind vor allem Säuglinge, da die Erreger während der Geburt von der Mutter auf das Kind gelangen können. Diese Variante äußert sich in stark eitrigen Absonderungen (Sekreten) des Auges und meist auch in Wassereinlagerungen in den Lidern. Zur Vorbeugung kann man dem Säugling unmittelbar nach der Entbindung eine Salbe verabreichen, deren Wirkstoffe die Antibiotika Tetrazyklin und Erythromycin sind.

Staphylokokken: Der Haupterreger für diese Form der Bindehautentzündung ist Staphylococcus aureus. Er verursacht eine Schleimproduktion des Auges, die sich aber meist nur in einem mäßigen Rahmen äußert.

Pneumokokken: Pneumokokken besiedeln Haut und Schleimhäute der betroffenen Personen. Eine durch sie ausgelöste Konjunktivitis beginnt zunächst auf einer Seite und führt in einem akuten Verlauf zu einer mäßig eitrigen Absonderung. Manchmal kann sich im Zuge einer Pneumokokken-Infektion auch ein Hornhautgeschwür bilden.

Chlamydien: Bakterien der Gattung Chlamydien werden ebenfalls beim Geschlechtsverkehr übertragen. Ein typisches Symptom für diese Art der Bindehautentzündung sind geschwollene und schmerzende Lymphknoten. Auch hier kann die Mutter den Säugling bei der Geburt anstecken. Eine Chlamydien-Infektion befällt ein oder beide Augen und führt zu eitrigen Sekretabsonderungen und Schwellungen der Augenlider. Die Infektion ist auch als Schwimmbadkonjunktivitis bekannt und kann bei schlechten hygienischen Zuständen durch infektiöses Badewasser entstehen.

Haemophilus influenzae: Dieses Bakterium sorgt vor allem bei Kindern für Bindehautentzündungen und zeigt sich in wässrigen Absonderungen des Auges.

Bindehautentzündung durch Viren

Für eine virenbedingte Konjunktivitis sind vor allem zwei Erreger verantwortlich, und zwar Herpes- sowie Adenoviren.

Herpesviren: Diese verursachen eine relativ milde Form der Bindehautentzündung, wobei auch Hautpartien rund um die Augen betroffen sein können.

Adenoviren: Bindehautentzündungen durch Adenoviren sind hochansteckend und gehen meist mit einer allgemein fiebrigen Erkrankung einher. Der medizinische Fachausdruck dafür lautet Keratokonjunktivitis epidemica. Symptome sind eine wässrige Ausscheidung des Auges sowie eine Überempfindlichkeit gegen Lichteinstrahlung.

Hier ist noch anzumerken, dass auch die auslösenden Viren für Windpocken, Masern und Röteln im Krankheitsverlauf zu einer Bindehautentzündung führen können.

Allergische Bindehautentzündung

Zu den nichtansteckenden Formen der Bindehautentzündung gehören Erkrankungen auf Grund von Allergien. So ist etwa die so genannte Rhinokonjunktivitis eine Folge von Überempfindlichkeit gegen Allergene und sehr häufig mit Heuschnupfen verbunden. Die Stärke der Beschwerden kann von der jeweiligen Jahreszeit abhängen. Symptome von allergischen Bindehautentzündungen sind neben wässrigen Sekreten Augenbrennen und -jucken, Lidschwellungen sowie häufiges Schnupfen und Niesen.

Bindehautentzündung auf Grund äußerer Reize

Grundsätzlich kann nahezu jede Substanz und jeder Fremdkörper im Auge eine Konjunktivitis auslösen. In der Regel heilt diese Variante ohne weitere Folgen aus. Bekannte Ursachen sind zum Beispiel Konservierungsstoffe in Augentropfen, aber auch Umwelteinflüsse wie trockene Luft, Rauch, Wind oder starke UV-Einstrahlung, wie sie im Gebirge anzutreffen ist. Bei älteren Menschen treten Bindehautentzündungen häufig durch zu trockene Augen und der damit verbundenen, stärkeren Reibung der Augenlider auf.

Parasitäre Bindehautentzündung

Die parasitäre Konjunktivitis ist in unseren Breitengraden nur selten anzutreffen. Sie wird meist durch Fliegenlarven oder Würmer ausgelöst und tritt vor allem in den tropischen Regionen von Afrika sowie Mittel- und Südamerika auf

Weitere Ursachen

Neben den bisher genannten Verursachern sind für eine Bindehautentzündung zum Teil andere Basiserkrankungen verantwortlich. Dazu zählen etwa Rheuma, Kinderkrankheiten wie Masern, Röteln und Windpocken oder andere Augenerkrankungen. Kontaktlinsenträger sind gefährdet, wenn sie die Sehhilfen zu lange ohne Pause tragen oder wenn diese beschädigt bzw. verunreinigt sind.

Symptome bei einer Bindehautentzündung

Kommen wir zu den Symptomen einer Konjunktivitis. Zusammengefasst können folgende Beschwerden auftreten:

  • stark gerötete Augen
  • brennende und juckende Augen
  • Druckgefühle
  • erhöhter Tränenfluss
  • geschwollene Lider und Bindehaut
  • verklebte Augenlider auf Grund von wässrigen und eitrigen Absonderungen

Das erste und wichtigste Signal für Bindehautentzündungen sind in der Regel gerötete Augen, wobei die Symptome oft unterschiedlich ausgeprägt sind. Manche Formen treten zunächst nur einseitig auf, andere betreffen beide Augen gleichzeitig. Eine einseitige Entzündung verläuft meist schwerwiegender als eine beidseitige.

Prinzipiell lässt sich sagen, dass die Symptome jeweils von der Ursache der Entzündung abhängig sind. Typisch für eine bakterielle Konjunktivitis ist eine erhöhte Sekretion (Absonderung) von eitrigen, schleimigen oder wässrigen Stoffen. Diese ist für Betroffenen besonders lästig, da sie – vor allem über Nacht – die Augenlider verklebt.

Weitere Effekte einer ansteckenden, also viralen oder bakteriellen Bindehautentzündung sind:

  • Überempfindlichkeit gegen Licht
  • verstärkter Tränenfluss
  • das Gefühl von Fremdkörpern im Auge
  • krampfartiger Lidschluss
  • Brenn- und Druckgefühle
  • geschwollene Bindehaut

Anders sieht es bei Bindehautentzündungen durch Allergien oder äußere Reize aus. Sekrete werden in diesen Fällen fast nie abgesondert. Stattdessen treten folgende Symptome verstärkt auf:

  • tränende Augen
  • Juck– und Brenngefühle
  • Fremdkörperempfindungen
  • starke Bindehautschwellungen
  • eventuell begleitendes Niesen und Schnupfen (bei allergiebedingter Konjunktivitis)
  • abgeplattete Vorwölbungen auf der Bindehaut (so genannte Papillen)

Bindehautentzündung  Diagnose 

Die Diagnose durch einen Facharzt beruht in der Regel auf den typischen Beschwerden und Symptomen einer Bindehautentzündung, als da sind: mehr oder weniger stark gerötete Augen, Juckreiz und Brenngefühle, eine erhöhte Tränenproduktion sowie das Gefühl von Fremdkörpern im Auge. Der Arzt kann an Hand der auftretenden Symptome oft auch darauf schließen, ob es sich um eine ansteckende Erkrankung durch Viren oder Bakterien handelt, oder ob eine allergiebedingte bzw. durch äußere Reize verursachte Konjunktivitis vorliegt.

Für die Untersuchung setzen Ärzte auch ggf. eine so genannte Spaltlampe ein. Sie ermöglicht bei bestimmten Lichtverhältnissen eine vergrößerte Betrachtung der betroffenen Augen. Dazu wird das Augenlid vorsichtig umgeklappt, um das Aussehen der Lidinnenseite zu begutachten und typische Veränderungen der Bindehaut festzustellen.

Wichtig ist bei der Diagnose auch zu wissen, ob zunächst nur ein Auge oder von Beginn an beide Augen betroffen waren. Eine einseitige Entzündung deutet meist auf eine virale oder bakterielle Infektion hin und verläuft in der Regel gravierender.

Für eine sichere Ursachenbestimmung setzen Augenärzte und Dermatologen schließlich auf weitere Verfahren. Besteht der Verdacht einer bakteriellen Entzündung, nimmt er einen Bindehautabstrich vor, um an Hand der Probe den Erreger bestimmen zu können. Steckt dem ersten Anschein nach eine Allergie hinter der Konjunktivitis, kann dies mit einem Allergietest herausgefunden werden.

Eine fachärztliche Ersteinschätzung ist auch per Handyfotos und digitaler Anamnese über unsere Startseite möglich.

Therapien je nach Art der Bindehautentzündung

Ist die Diagnose richtig gestellt, kann die Therapie begonnen werden. Sie richtet sich nach der Ursache der Bindehautentzündung, der Schwere des Verlaufs und dem Ausmaß der auftretenden Beschwerden beim Patienten. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass während des Verlaufs der Entzündung keine Kontaktlinsen getragen werden sollten.

Therapie bei einer bakteriellen Konjunktivitis

Bei dieser Form der Bindehautentzündung ist nicht in jedem Fall eine Therapie notwendig, denn eine bakterielle Konjunktibitis heilt meist von alleine ab. Zur Unterstützung kann der Arzt aber eine Augensalbe oder Tropfen verschreiben, die Antibiotika enthalten und ein breites Wirkungsspektrum haben, also gegen zahlreiche Bakterien eingesetzt werden können. Bei schweren Verläufen ist es allerdings erforderlich, den Erreger exakt zu bestimmen und anschließend gezielt mit einem entsprechenden Antibiotikum zu bekämpfen. Hierfür kommen Augentropfen in Frage, oft begleitet von Medikamenten in Tablettenform.

Therapie der viralen Bindehautentzündung

Eine durch Viren verursachte Konjunktivitis lässt sich meist nicht mit einer gezielten Therapie behandeln. Eine Ausnahme bildet die Infektion mit Herpesviren. Hierfür stehen Medikamente zur Verfügung, die den Wirkstoff Aciclovir enthalten, mit dem sich der Herpesvirus gezielt bekämpfen lässt. Bei allen anderen viralen Bindehautentzündungen können kalte Kompressen oder künstliche Tränen helfen, um die Symptome und Beschwerden zu lindern.

Therapie bei allergischen Bindehautentzündungen

Falls die Konjunktivitis durch eine Allergie ausgelöst wurde, ist es zunächst wichtig, das entprechende Allergen (die allergieauslösende Substanz) zu bestimmen und weiteren Kontakt damit zu vermeiden. Bei leichten Symptomen verordnet der Arzt in der Regel künstliche Tränen, die frei von Konservierungsstoffen sind, sowie kalte Kompressen. In schwereren Fällen helfen kortisonhaltige, abschwellende Tropfen. Unter Umständen kann auch eine langfristige Behandlung mit Antihistaminika und so genannten Mastzellstabilisatoren notwendig werden.

Empfehlenswert ist bei einer allergiebedingten Bindehautentzündung auf längere Sicht eine Hypersensibilisierung gegen das auslösende Allergen. Diese Therapie dauert allerdings mindestens drei Jahre, wobei das Allergen in langsam, aber stetig steigenden Dosierungen gespritzt wird, um die überempfindlichen Reaktionen des Immunsystems zu mindern. Dadurch können Allergien und damit zusammenhängende Bindehautentzündungen auf Dauer abgestellt werden.

Therapie bei Konjunktivitis durch äußere Reize

Liegt eine durch äußere Reize hervorgerufene Bindehautentzündung vor, kommen in der Regel kalte Kompressen und künstliche Tränen zum Einsatz, um die Symptome zu lindern. Begleitend dazu wird dem Patienten empfohlen, die möglichen Auslöser wie Rauch, Staub, Wind, trockene Luft, UV-Licht und Konservierungsmittel zu meiden bzw. sich dagegen zu schützen.

Verlauf einer Bindehautentzündung

Glücklicherweise lässt sich sagen, dass eine Bindehautentzündung meistens mild verläuft und ohne schädliche Folgen für das Auge und die Sehkraft abheilt. Es gibt jedoch seltene schwere Fälle, bei denen die Hornhaut des Auges und folglich die Sehschärfe in Mitleidenschaft gezogen wird. Dies hängt vor allem von der Dauer der Erkrankung ab, die wenige Tage bis mehrere Wochen betragen kann. Anfänglich nehmen die Beschwerden zu, ehe sie innerhalb von zehn bis vierzehn Tagen wieder abklingen. Grundsätzlich kann man festhalten, dass eine akute Bindehautentzündung maximal vier Wochen dauert, eine chronische Konjunktivitis sich jedoch über mehr als drei bis vier Wochen hinzieht.

Vorbeugung gegen Bindehautentzündung

Leider gibt es kaum vorbeugende Maßnahmen gegen Bindehautentzündungen. Handelt es sich bei den Verursachern um äußere Reize, hilft jedoch eine Vermeidung der entsprechenden Auslöser wie Staub, Rauch oder Zugluft.

Allergisch bedingte Bindehautentzündungen können vermieden werden, indem man die allergieauslösenden Stoffe meidet und/oder sich einer Hypersensibilisierung unterzieht. Im akuten Fall hilft eine Behandlung mit den genannten Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren.

Schwangere Frauen, die mit Gonokokken oder Chlamydien infiziert sind, können einer Bindehautentzündung bei ihrem Säugling vorbeugen, wenn sie das Kind unmittelbar nach der Entbindung mit einer Augensalbe behandeln lassen, die Antibiotika enthält. Dadurch wird eine schwere Konjunktivitis beim Neugeborenen verhindert.

Fazit

Die meisten Fälle von Bindehautentzündung verlaufen ohne große Beschwerden und heilen ohne schädliche Folgen wieder ab. Trotzdem ist es laut Dr. Benjamin Durani ratsam, bei Symptomen wie geröteten Augen, Juck- und Brennreiz sowie Sekretabsonderungen an den Augenlidern einen Augenarzt oder Dermatologen aufzusuchen, damit dieser eine sichere Diagnose stellen und andere Ursachen ausschließen kann. Auf diese Weise lassen sich schädliche Folgen für die Augen und die Sehkraft vermeiden, die eventuell durch eine verschleppte und zu spät erkannte Bindehautentzündung auftreten können.