Juckende Haut / Juckreiz: Ursachen & Online-Hilfe von Hautärzten

Juckreiz ist sehr unangenehm und kann nicht nur an bestimmten Hautstellen, sondern auch am gesamten Körper auftreten. Die Liste der möglichen Ursachen für juckende Haut ist lang und reicht von harmlosen Insektenstichen bis hin zu Hautkrankheiten wie Neurodermitis. In diesem Fachartikel nimmt Dermatologe Dr. Titus Brinker aus Heidelberg Stellung. Über unsere Startseite können Sie sich darüber hinaus von Hautfachärzten aus Heidelberg individuell beraten lassen.

Juckreiz kann quälend sein – besonders auch dann, wenn die juckende Haut da sitzt, wo man sich schlecht selber kratzen kann.

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Juckreiz: eine Definition

Juckreiz – vom Experten Pruritus genannt – zählt zu den häufigsten Symptomen überhaupt – und zu den quälendsten. Das Verlangen, sich zu kratzen, lässt oftmals keinen anderen Gedanken mehr zu und kann die Konzentrationsfähigkeit somit erheblich beeinträchtigen. Medizinisch gesehen handelt es sich um ein Missempfinden, das mehr als über 100 verschiedene Ursachen haben kann. In den meisten Fällen liegt eine Hautkrankheit vor. Die betroffene Haut weist Veränderungen auf, beispielsweise Rötungen oder Schuppungen. Wird die Hautkrankheit behandelt, lässt auch der Juckreiz schnell nach. Ganz anders bei der zweiten Hauptform von Juckreiz, die auf scheinbar gesunder Haut auftritt und für die zunächst kein Auslöser erkennbar ist. Können Hausarzt und Dermatologe keine Diagnose stellen, verweisen sie den Patienten meist an verschiedene Fachärzte, etwa an einen Neurologen oder an einen Psychiater, denn auch die Psyche kann bei der Entstehung von Juckreizeine Rolle spielen.

Hauptursache von Juckreiz: trockene Haut

Trockene Haut ist die Hauptursache von Juckreiz. Vor allem in reiferen Jahren produziert die Haut nicht mehr genügend Talg, um einen starken Hydrolipidmantel (bestehend aus Fett und Feuchtigkeit) auszubilden. Die Folge: Die Haut trocknet aus und neigt verstärkt zu Rötungen, Schuppungen und Juckreiz. Auch jüngere Personen können jedoch unter einer trockenen Haut leiden. In diesem Fall spielen meist äußere Faktoren wie Wind, Kälte und trockene Heizungsluft eine große Rolle. Die wichtigste Maßnahme bei trockener Haut ist eine gute Basispflege, die die Bedürfnisse der Haut optimal erfüllt. Die Haut sollte zweimal täglich mit einer milden, pH-neutralen und eventuell rückfettenden Waschlotion von Schmutzpartikeln und toten Hautschüppchen befreit werden. Danach empfiehlt sich die Pflege mit einer Gesichtscreme beziehungsweise Körperlotion, die neben beruhigenden Inhaltsstoffen (etwa Panthenol) auch hochwertige Pflanzenöle und feuchtigkeitsspendende Substanzen wie Urea und Glycerin enthält. Auf Pflegeprodukte, die Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe, Alkohol oder andere potenzielle Reizstoffe enthalten, sollten Personen mit trockener Haut hingegen besser verzichten. Auch heiße Vollbäder, übermäßig langes Duschen und Trockenrubbeln sind zu meiden, um die Haut nicht unnötig zu irritieren und auszutrocknen.

Insektenstiche und Parasiten

In der warmen Jahreszeit bleibt kaum jemand von Insektenstichen verschont. Ob Mücken, Bienen oder Wespen: Sofern keine Allergie vorliegt, sind die kleinen Einstiche vollkommen harmlos – aber dennoch unangenehm. Vor allem der Juckreiz ist meist sehr quälend, und wer dem Drang zu kratzen nachgibt, riskiert schnell großflächige Rötungen oder sogar Entzündungen. Auch Parasiten wie Kopfläuse und Flöhe verursachen meist Juckreiz. Gleiches gilt für Tiergifte, beispielsweise die Nesselgifte bestimmter Quallen. Gegen die Symptome helfen entzündungshemmende und Juckreiz stillende Salben und Cremes, die direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden.

Hautkrankheiten, die mit Juckreiz einhergehen

Viele Hautkrankheiten gehen mit Juckreiz einher. Dies gilt zum Beispiel für die meisten Hautpilze sowie für Ekzeme – entzündliche Hautausschläge, die verschiedenste Auslöser haben können. Die angegriffene Haut ist sehr anfällig für Viren, Bakterien und Pilze, sodass Ekzeme oftmals Hautinfektionen nach sich ziehen. Eine weitere Hautkrankheit, bei denen juckende Haut zu den Leitsymptomen zählt, ist die weit verbreitete Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt. Die Erkrankung tritt häufig schon im Kleinkindalter auf, kann allerdings auch Erwachsene betreffen. Sie ist teilweise genetisch bedingt, bricht jedoch nur dann aus, wenn auslösende Faktoren hinzukommen. Typisch für Neurodermitis ist eine gestörte Barrierefunktion und Immunlage der Haut, die zu Rötungen und starkem Juckreiz führt. Ähnliche Symptome treten bei der Schuppenflechte (Psoriasis) auf – einer Autoimmunerkrankung, bei denen die Gene ebenfalls eine große Rolle spielen. Typisch für Psoriasis sind gerötete, scharf umgrenzte Hautstellen, auf denen sich silbrig-weiße Schuppen ablagern. Nicht jede rötliche, juckende Hautveränderung muss jedoch auf Neurodermitis oder Schuppenflechte hinweisen. Es könnten auch andere Erkrankungen wie Knötchenflechte oder Nesselsucht dahinterstecken. Umso wichtiger ist es daher, bei unklaren Hautveränderungen einen Dermatologen aufzusuchen, denn nur dieser kann eine sichere Diagnose stellen, um anschließend eine geeignete Therapie einzuleiten.

Allergien

Juckende Haut kann auch auf eine Allergie hindeuten. Bei einer Allergie regt eine eigentlich harmlose Substanz das Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen an. Insbesondere der Botenstoff Histamin löst dabei Juckreiz aus. Es gibt verschiedene Formen von Allergien, wobei die Nahrungsmittelallergie besonders weit verbreitet ist. Vor allem natürliche Farb- und Konservierungsstoffe in reifem Käse, Rotwein, Sauerkraut, Schokolade, Tee oder Kaffee können bei empfindlichen Personen eine allergische Reaktion provozieren. Gleiches gilt für Geschmacksverstärker wie Glutamat sowie für Erdnüsse, Haselnüsse, Soja und Schalentiere. Kinder leiden besonders häufig unter einer Kuhmilcheiweißallergie, die sich jedoch meist bis zur Einschulung wieder legt. Reagiert die Haut auf UV-Licht mit Rötungen und Juckreiz, könnte eine Sonnenallergie vorliegen. Auch Knötchen und Blasen sind für diese Form der Allergie typisch. Tritt die Sonnenallergie nur an Stellen auf, die vorab Kontakt mit bestimmten Substanzen hatte, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine photoallergische Dermatitis. Nicht zuletzt kann die Einnahme bestimmter Medikamente – etwa von Acetylsalicylsäure, ACE-Hemmern oder Opiaten – zu Juckreiz führen. Es muss jedoch nicht zwangsläufig eine Allergie vorliegen, denn es kann sich auch um eine normale Nebenwirkung des Präparats handeln. Ein sorgfältiger Blick in die Packungsbeilage des Medikaments ist daher immer empfehlenswert.

Innere Erkrankungen

Die Ursachen für juckende Haut sind in der Regel harmlos und gut behandelbar. Dennoch müssen bei starkem oder immer wieder auftretendem Juckreiz auch innere Erkrankungen in Betracht gezogen werden. Hier einige Beispiele für Erkrankungen, die zu juckender Haut führen können:

  • Lebererkrankungen
  • Nierenerkrankungen
  • Eisenmangel
  • Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Diabetes)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Infektionserkrankungen

Auch einige neurologische Erkrankungen können mit Juckreiz einhergehen, so etwa Parkinson und Multiple Sklerose. Sogar die Schädigung peripherer Nerven, beispielsweise an der Wirbelsäule, kann dazu führen, dass die Haut juckt, vor allem an den Armen oder zwischen den Schulterblättern.

Welche Rolle spielt die Psyche?

Die Haut reagiert sehr sensibel auf psychische Belastungen. So klagen viele Patienten mit Neurodermitis oder Schuppenflechte darüber, dass sich ihr Hautzustand bei Stress zusehends verschlechtert. Auch Depressionen, Magersucht und  Angsterkrankungen können dazu führen, dass die Haut juckt, spannt und zu Irritationen neigt. Es ist daher ausgesprochen wichtig, eine gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden und dem Körper ausreichend Ruhepausen zu gönnen. Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Muskelrelaxation nach Jacobson können ebenfalls dazu beitragen, dass die Seele im Gleichgewicht bleibt und sich emotionale Belastungen nicht negativ auf das Hautbild auswirken. Bleibt die Suche nach einer körperlichen Ursache für die juckende Haut erfolglos, empfiehlt sich außerdem ein Gespräch mit einem Psychotherapeuten.

Juckreiz an bestimmten Körperstellen und typische Ursachen im Überblick

Je nachdem, an welcher Körperstelle Juckreiz auftritt, kann dies bereits einen ersten Hinweis auf die Ursache geben. Juckt die Kopfhaut, könnte beispielsweise eine Kontaktdermatitis vorliegen, ausgelöst durch ein Haarpflegemittel. Auch Kopfläuse könnten für die juckende Haut verantwortlich sein. Leiden Männer unter einem juckenden Bart, liegt dies hingegen meist an mangelnder/falscher Bartpflege oder auch an einer Bartflechte. Juckende, gerötete Augen sind oftmals ein Anzeichen für eine allergische Bindehautentzündung. Weitere mögliche Symptome sind in diesem Fall Rötungen und eine übermäßige Schleimbildung. Außerdem tritt die allergische Bindehautentzündung häufig in Kombination mit Heuschnupfen auf. Auch die Ursachen für juckende Ohren sind vielfältig und reichen von zu viel Ohrenschmalz über entzündete Gehörgänge bis hin zu Allergien und Verletzungen. Bei Juckreiz im Intimbereich ist ebenfalls Vorsicht geboten. Manchmal ist lediglich die Kleidung zu eng oder synthetische Fasern führen dazu, dass die Haut verstärkt schwitzt. Ist der Juckreiz stark ausgeprägt oder lässt er nicht wieder nach, empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt, damit dieser eine Infektion mit Viren, Pilzen oder Chlamydien ausschließen kann.

Welche Mittel können gegen Juckreiz helfen?

Wenn die Haut juckt, ist schnelle Hilfe unerlässlich, damit die Haut durch das Kratzen keinen Schaden nimmt. Denn: Geschädigte Haut juckt nur noch mehr, sodass ein regelrechter Teufelskreis entsteht. Langfristig kann sich eine Prurigo nodularis ausbilden – hartnäckige Hautveränderungen, die mit Verfärbungen und weiträumigen Knötchen einhergehen. Eine sorgfältige Basispflege ist der wichtigste Baustein der Anti-Juckreiz-Therapie. Zusätzlich können auch Cremes und Lotionen mit den Substanzen Menthol, Kampfer, Lidocain oder Polidocanol zum Einsatz kommen, die nachweislich eine beruhigende und leicht betäubende Wirkung auf die Nervenfasern in der Haut haben. Treten juckende Hautausschläge in den Hautfalten auf, haben sich zinkhaltige Pasten und Salben bewährt. In hartnäckigen Fällen oder bei hohem Leidensdruck kann der Arzt auch kortisonhaltige Salben verordnen. Des Weiteren kommen bei juckender Haut häufig Antihistaminika zum Einsatz. Diese Präparate hemmen die Wirkung von Histamin, einem körpereigenen Stoff, der für Entzündungen und Juckreiz verantwortlich ist. Ist der Schlaf durch den Juckreiz beeinträchtigt, empfiehlt sich ein Antihistaminikum, welches als Nebenwirkung müde macht.

Online-Beratung von Fachärzten

Wie bereits erwähnt, ist Juckreiz meist harmlos. Klingt er nach kurzer Zeit nicht von selbst wieder ab oder tritt er immer wieder auf, sollte ein Hautarzt aufgesucht werden. Gleiches gilt bei unklaren Hautveränderungen (Schwellungen, Rötungen, Schuppungen) sowie bei weiteren Symptomen wie allgemeinem Unwohlsein oder Fieber. Praktisch: Auf unserer Startseite oder per App „AppDoc“ haben Sie die Möglichkeit, Fotos von Ihrem Hautproblem sowie weitere Informationen an Hautfachärzte aus Heidelberg zu senden. Sie erhalten eine professionelle Einschätzung und einen Therapievorschlag, der den zeitaufwendigen Gang zum Arzt in vielen Fällen erspart.