Chondrodermatitis (Ohrknötchen) – Ursachen, Symptome und Behandlung

Sie entdecken ein schmerzhaftes Knötchen am Rand Ihrer Ohrmuschel? Es könnte sich dabei um Chondrodermatitis handeln. In diesem Fachbeitrag erfahren Sie alles Wissenswerte über Ursachen, Diagnose und Therapie dieser Knorpelerkrankung. Über unsere Startseite ist die individuelle Online-Beratung durch Hautfachärzte aus Heidelberg möglich.

Ohrknötchen bei Chondrodermatitis am Ohr eines älteren Patienten.

Definition
Ursachen
Symptome
Diagnose
Behandlung

Was versteht man unter Chondrodermatitis?

Das Ohrknötchen (Chondrodermatitis nodularis chronica helicis – CNCH), auch Winklersche Krankheit genannt, ist eine in der Regel gutartige Knorpelerkrankung. Diese geht mit einer Neubildung der Haut des Ohres sowie der Entstehung eines rasch wachsenden, mitunter geschwürigen Knötchens (Noduli) einher. Meist am oberen Rand der Ohrmuschel in Erscheinung tretend, kann das Noduli Erbsengröße erreichen und von einem wallartigen Rand umgeben sein. Mitunter ist auch die Innenfläche des Ohres in Mitleidenschaft gezogen. Von der Erkrankung sind vor allem Männer über 60 Jahre betroffen, sie wurde erstmals im Jahr 1915 von dem Schweizer Hautarzt Max Winkler beschrieben.

Ursachen

Als Grund für die Knorpelveränderung wird ein permanenter Druckimpuls vermutet, welcher sich beim Patienten durch ungünstige Schlaf- oder Telefoniergewohnheiten bzw. das oftmalige Tragen eines Helms oder Headphone-Sets manifestieren kann. Mit zunehmendem Alter verfestigt sich der Ohrknorpel. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass es infolge des anhaltenden Druckes zu einer Beeinträchtigung der Sauerstoffversorgung des Gewebes und in weiterer Folge zu einem Absterben von Gewebezellen kommt. Dies bringt eine abnorme Veränderung des Ohrknorpels mit sich und führt zu der für das Krankheitsbild charakteristischen Knötchenbildung. Überdies gaben im Rahmen einer Untersuchung 60 von 100 an CNCH leidende Probanden an, sich weitgehend ungeschützt über größere Zeiträume hinweg intensiver Sonnenbestrahlung ausgesetzt zu haben. Womit UV-Strahlen zumindest als Mitverursacher der Krankheit in Frage kommen, die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht erforscht.

Symptome

Die visuelle Inspektion des Knorpels zeigt ein rasch wachsendes, hautfarbenes oder weißliches, oft zentral geschwüriges oder verkrustetes Knötchen. Dessen Größe beträgt meist 0,4 cm – 0,7 cm, die maximale Ausdehnung beträgt ca. 2,0 cm im Durchmesser. Wird die CNCH atypischer Weise nicht am Rand der Ohrmuschel, sondern eher mittig lokalisiert, kann die Knorpelerkrankung auch als flaches Geschwür (Ulcus) oder als Papel in Erscheinung treten. Bei Druckbelastung oder festem Betasten des erkrankten Knorpels tritt beim Patienten unweigerlich ein mäßiges bis starkes, stechendes Schmerzgefühl auf. Etwa 20% der untersuchten Personen klagen sogar über fast unerträgliche Schmerzen. Laut Aussage der Betroffenen treten diese auch ohne Berührung des Knorpels immer wieder auf und können Minuten, aber auch mehrere Stunden anhalten.

Diagnose


Chondrodermatitis lässt sich in fünf Erscheinungsformen unterteilen:

  • Basalzell-Karzinom
    Diese seltene Variante von CNCH stellt eine Hinwendung der Erkrankung zu einem bösartig-karzinogenem Geschehen dar. Der Befund zeigt die Basaliom-typische glatte Berandung. Der Patient ist schmerzfrei, eine Geschwürbildung (Ulzeration) ist möglich. Mehr Information zum Basalzellkarzinom finden Sie hier.
  • Gichttophi
    Meist multiples Auftreten. Anfangs gelblich-weiche, später meist blässlich-grobe, im Regelfall schmerzlose Knötchen, verursacht durch hautinterne Sedimentation ausgefällter Harnsäuresalze.
  • Keratosis actinica
    Flach angeordnete, mit dem Untergrund fest verbundene Verschuppung, leichtes Schmerzgefühl ist möglich.

  • Keratoakanthom
    Rasch an Umfang zunehmendes rötliches Knötchen, nicht schmerzhaft.

  • Plattenepithel-Karzinom
    Elementare Form einer Dermatitis. Medizinisch nicht immer zweifelsfrei befundbar, da die typische Schmerzhaftigkeit des CNCH kaum in Erscheinung tritt.

Durch eine feingewebliche Untersuchung entnommener Knorpelteile können bösartige Erkrankungen (z.B. Basaliomen) ausgeschlossen bzw. unterschiedliche Ausprägungen der Knorpelerkrankung medizinisch einwandfrei zugeordnet werden.

Behandlung

Eine druckfreie Polsterung betroffener Bereiche der Ohrmuschel, etwa durch am Ohr befestigte Badeschwämme, Kopfkissen mit Aussparung oder individuell angefertigte Ohrprothesen, kann bei Schmerzen bedingt Abhilfe schaffen. Auch der Heilprozess ist dadurch optimierbar. Bei umsichtiger Betreuung des Patienten (z.B. Einweichen der Badeschwämme in Glycerin zwecks Erhöhung der Elastizität) sind in einzelnen Fällen Abheilungsraten über 80% erzielbar. Eine dauerhafte und vollständige Beschwerdefreiheit ist jedoch meist nur durch eine großräumige Exzision (Entfernung) befallener Gewebeteile möglich. Dabei wird ein keilförmiger Bereich des Ohres herausgeschnitten, anschließend werden die Schnittkanten wieder vernäht und die Proben feingeweblich untersucht. So können Erkenntnisse für den weiteren Behandlungsverlauf gewonnen werden.

Moderne chirurgische Verfahren

Unter Beteiligung von Spezialisten am Universitätsklinikum Heidelberg, wurden auch bereits komplexere Methoden zur Behandlung von CNCH entwickelt und mit Erfolg eingesetzt. Im Rahmen derartiger chirurgischer Interventionen wird die betroffene Cartilage (Knorpelgewebe) des Ohres abgetragen und die dahinter liegende Gewebestruktur neu modelliert. Auf diese Weise ist im Regelfall ein akzeptables ästhetisches Resultat sowie ein einwandfreies medizinisches Ergebnis erzielbar. Aufgrund von Erfahrungswerten ist bei einer derartigen Behandlung jedoch von einer Rezidiv-Rate (Gefahr eines Rückfalls nach erfolgreicher Therapie) bis zu 31% auszugehen. Auch traten vor allem bei partiellen Knorpel-Exzisionen mitunter medizinische Komplikationen, wie eine postoperative Asymmetrie der beiden Ohrmuscheln, Infektionen sowie erhöhte Rückfallsraten auf. Dies führte schließlich zu einer Fokussierung auf minimalinvasive Exzisionsverfahren.

Einen vielversprechenden Ansatz stellt in diesem Bereich die sogenannte „punch & graft“ Technik dar. Dabei wird die durch Herausstanzen befallener Knorpelteile entstandene Hautläsion (sichtbare Spuren des Eingriffs) mittels eines Vollhaut-Transplantates überdeckt. Diese chirurgische Methode zeigt ein aus medizinischer sowie kosmetischer Sicht zufriedenstellendes Ergebnis und führte bislang zu Rezidivraten von nur etwa 17%.