Genitale Schuppenflechte – Symptome und Behandlung

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen kann die Schuppenflechte (Psoriasis) an verschiedenen Körperstellen auftreten, darunter auch im Anal- und Genitalbereich. Bei etwa 30 bis 40% der Patienten ist im Verlauf der Intimbereich betroffen. Die genitale Schuppenflechte unterscheidet sich zum Teil in ihren Symptomen, ihrer Behandlung und möglichen Folgen von der klassischen Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris). Unsere Expertin, Dr. Wiebke Sondermann, Dermatologin in Essen, klärt die wichtigsten Fragen zu der Hauterkrankung.

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Symptome der genitalen Schuppenflechte

Das Leitsymptom der genitalen Schuppenflechte sind gerötete, oftmals sehr stark juckende, teilweise auch brennende und manchmal schmerzhafte Hautveränderungen im Bereich der Genitalien und des Afters. Die für Psoriasis typische trockene Schuppenbildung kommt in diesen Bereichen normalerweise nicht vor. Die Hautveränderungen nässen hingegen häufig. Nicht selten kommt es zu einer bakteriellen Besiedelung der Plaques. Zudem ist das Risiko für Pilzinfektionen erhöht. Durch den oftmals starken Juckreiz können aufgekratzte Stellen entstehen, die wiederum das Risiko erhöhen, dass es zu einer aufgelagerten Infektion mit Bakterien und/oder Pilzen kommt.

Genitale Schuppenflechte bei Frauen

Wenn sich die Schuppenflechte auf den Geschlechtsbereich ausdehnt, kommt es bei Frauen zu kleinen Verletzungen an den Schleimhäuten an den Schamlippen und der Vagina. Diese Stellen verursachen häufig einen starken Juckreiz oder Schmerzen. Eine weitere unangenehme Folge: Die Verletzungen beeinträchtigen die natürliche Schutzfunktion der Schleimhäute und erhöhen dadurch das Risiko für Pilzinfektionen.

Genitale Schuppenflechte bei Männern

Bei Männern betrifft die genitale Schuppenflechte in der Regel den Penis. Vor allem die Peniswurzel und/oder die Hoden weisen bei einer Erkrankung typische Hautveränderungen auf. Die betroffenen Hautstellen sind sehr (schmerz)empfindlich und können bei Berührung oder Reibung wund werden und zu bluten beginnen.

Schuppenflechte im Analbereich

Das erste Anzeichen für eine Schuppenflechte in der Anal-Öffnung oder Anal-Falte ist ein von Betroffenen als unerträglich empfundener Juckreiz. Darüber hinaus ist die Haut zwischen den Gesäßbacken oft eingerissen und kann bluten. Patienten mit einer Schuppenflechte im Bereich der Analfalte haben ein erhöhtes Risiko begleitend an einer Schuppenflechte-Arthritis zu leiden, die sich häufig durch schmerzhafte, geschwollene Gelenke, Morgensteifigkeit in den Gelenken und/oder schmerzhaften Sehnenansätzen äußert.

Diagnose: Achtung, Verwechslung!

Das Erscheinungsbild der genitalen Schuppenflechte unterscheidet sich von der Psoriasis an anderen Körperstellen. Dies ist umso mehr der Fall, wenn zusätzliche bakterielle Infektionen- oder Pilzinfektionen bestehen. Deshalb ist die Diagnose schwierig und die Verwechslungsgefahr mit anderen Erkrankungen hoch. So kann die genitale Schuppenflechte zum Beispiel verschiedenen Pilzinfektionen, oder aber teilweise auch entzündlichen Haut- und Bindegewebserkrankungen ähneln. .

Psychosoziale Folgen

Die genitale Schuppenflechte ist für die Betroffenen beiderlei Geschlechts sehr unangenehm und belastend. Studien haben gezeigt, dass der Leidensdruck von Psoriasis-Patienten mit Symptomen im Genitalbereich sehr viel höher ist als bei Patienten ohne genitale Symptomatik. Aufgrund der Schmerzen und aus Scham vermeiden viele Betroffene oftmals jeglichen sexuellen Kontakt. Das kann weitere negative psychosoziale Folgen nach sich ziehen wie Konflikte in der Partnerschaft bis hin zur Vereinsamung. Um dies zu verhindern, ist Patienten dringend zu einem offenen Gespräch mit dem Partner zu raten. Hemmungen gegenüber dem Lebenspartner sind hier fehl am Platz und können die Lebensqualität nur weiter einschränken. Sexualität ist – mit Einschränkungen aufgrund der Beschwerden – auch mit genitaler Schuppenflechte möglich, vor allem, wenn diese gut behandelt wird. Deswegen sollten Sie gegenüber dem Arzt auf keinen Fall Scham empfinden, im Gegenteil: Nur wenn er all Ihre Beschwerden kennt und von der Schuppenflechte im Anal- oder Genitalbereich weiß, kann er die passende Behandlung verordnen. Denn nicht jede für Psoriasis gängige Therapie eignet sich auch zur Behandlung der genitalen Schuppenflechte. Eine vorschnelle Selbstbehandlung sollten Sie also möglichst vermeiden.

Behandlung der genitalen Schuppenflechte

Sensible Hautbereiche, zu denen auch Vagina, Penis und Eichel und der Analbereich zählen, sollten im Normalfall nicht mit hochwirksamem Kortison behandelt werden. Vor allem sollten nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt Produkte, die Sie primär zur Behandlung anderer Körperregionen verordnet bekommen haben, im Genitalbereich anwenden. Grund: In der Genitalregion, zum Beispiel am Penis, ist die Haut extrem dünn. Das hat zur Folge, dass

  • Wirkstoffe wie Kortison viel stärker aufgenommen werden
  • Kortison die Haut noch dünner macht
  • die Haut anfälliger für Nebenwirkungen ist

Wenn eine Kortisonbehandlung sinnvoll erscheint, werden Sieim Normalfall schwache oder mittelstarke Kortison-haltige Cremes verschrieben bekommen. Häufig wird bei der Behandlung aufgrund der hohen Rate an Pilzbesiedelungen auch auf ein kombiniertes Kortison/ Anti-Pilz-Mittel zurückgegriffen. Die Anwendung sollte dennoch nach maximal zwei Wochen langsam „ausgeschlichen“ werden. Das bedeutet, dass sich die Abstände zwischen den einzelnen Anwendungen immer weiter verlängern. Wird die Kortisonbehandlung abrupt gestoppt, kann es zu einem sogenannten Rebound-Effekt kommen. Dann kehrt die Schuppenflechte erneut, und in der Regel stärker, zurück. Manchmal kommen auch antientzündliche, kortisonfreie Präparate aus der Neurodermitisbehandlung zum Einsatz, da man diese längerfristig ohne Angst vor einem Dünnerwerden der Haut anwenden kann.

In schwereren Fällen einer genitalen Psoriasis kommt, wie bei anderen Psoriasis-Formen auch, eine Therapie von Innen mit Tabletten oder Spritzen zum Einsatz.

Neben der medikamentösen Behandlung ist es wichtig, zusätzliche Reizungen der Haut unbedingt zu vermeiden. Auf keinen Fall sollten Sie dem Juckreiz nachgeben und die betroffenen Stellen aufkratzen. Dringen Keime oder Schadstoffe in aufgekratzte Hautbereiche ein, verschlimmern sich die Entzündungen.

Hautreizungen vermeiden

Aber auch andere Hautreizungen sind zu vermeiden. Unsere Expertin, Dr. Wiebke Sondermann, Dermatologin aus Essen, gibt Tipps, wie Sie die Behandlung der genitalen Schuppenflechte unterstützen können:

  • Tragen Sie weite und bequeme Kleidung, die im Schritt nicht zu eng sitzt oder scheuert.
  • Bevorzugen Sie beim Sport atmungsaktive Unterwäsche, in denen sich der Schweiß nicht staut.
  • Verzichten Sie auf die Intimrasur, da diese den Genitalbereich unnötig reizt.
  • Vermeiden Sie, wenn möglich, langes Sitzen oder Gehen und wechseln Sie oft Ihre Position.
  • Verzichten Sie auf raues, feuchtes und/oder parfümiertes Toilettenpapier.
  • Reinigen Sie Anal- und Genitalbereich regelmäßig vorsichtig und gründlich mit lauwarmem Wasser und verzichten Sie auf reizende Pflegemittel.
  • Machen Sie bei Bedarf Sitzbäder mit künstlichen Gerbstoffen. Sie wirken entzündungshemmend und lindern den Juckreiz.

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